Business trifft Coaching

Der Podcast zur Marburger Coachingstudie

2 Markttrends im Business Coaching. Die Marburger Coaching-Studie in Zahlen, Daten und Fakten

21.05.2023 42 min

Zusammenfassung & Show Notes

Wir blicken heute hinter die Kulissen der Marburger Coachingstudie. Carmen und Michael zeigen, aus welchen Zahlen, Daten und Fakten sich die jüngsten Forschungsergebnisse zusammensetzen. Wer hat mitgemacht und zur Studie beigetragen? Und welche Markttrends lassen sich nun für den Coaching-Bereich ableiten? Klar, dass diese Einblicke auch in dieser Folge mit wichtigen hard facts über den deutschen Coaching-Markt und dessen Entwicklung in den letzten Jahren einhergehen. Wir legen heute eine gute Strecke zurück von A wie Ausbildung bis Z wie Zersplitterung 

Verpasst nicht die nächste Episode von Business trifft Coaching - in Folge 3 schauen sich Carmen und Michael aktuelle und zukünftige Coaching-Anlässe an! Wir freuen uns auf euch!

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Übrigens: Business trifft Coaching findet ihr auch auf Youtube. Beinahe live, definitiv in Farbe! Hier gehts zur Playlist https://youtube.com/playlist?list=PLLph94D1oEKmmO8ZHTKhFsXnNU28qad33

Wenn ihr Fragen, Anregungen, Wünsche oder Themen zum deutschen Coaching-Markt habt, die ihr besprochen haben möchtet, dann schreibt uns gerne eine email: coaching at staff.uni-marburg.de mit dem Betreff "Podcastthema".

Unser Aufruf an euch: Macht mit und werdet Teil der Marburger Coaching-Studie! Meldet euch auch hier per mail an coaching at staff.uni-marburg.de mit dem Betreff "Teilnehmer". Herzlichen Dank im Voraus.

Titelsong: Lucas Pittman - Loose the goose
Sprecher: Julia Verena Frick
Covergestaltung, Sound Packaging, Audio- und Videoproduktion: Weberberg Recording Studio

Transkript

Michael Stephan
00:02:04
Vielleicht zur Erinnerung an alle, die es nicht wissen sollten. Die Marburger Coaching Studie ist die erste und auch die größte Studie, die sich mit allgemeinen Trends im Coachingmarkt, im deutschsprachigen Raum beschäftigt. Und wir beide sind eigentlich von Beginn an mit dabei. Ich habe sie initiiert und du warst auch bei der ersten Studie damals mit dabei. Carmen: Ja, das stimmt genau. Damals noch als Hilfskraft, ich weiß noch, da musste ich Adressen wälzen und in riesigen Excel-Datenbanken arbeiten. Ich erinnere mich gut daran mit Pepe noch. Michael Stephan: Genau, aber eines hat sich seit damals nicht verändert. Die Studie greift eigentlich immer zwei Aspekte auf. Einerseits wollen wir mit der Studie natürlich auch längerfristige Struktur und Markttrends feststellen. Deswegen haben wir da auch Teile drin, die sich nicht verändern sollten. Auf der anderen Seite wollen wir aber auch aktuelle Inhalte und Trends abfragen. Und da müssen sich natürlich Themen auch verändern. Da hatten wir dieses Mal ja auch echt eine spannende Gruppe beisammen, die uns da wichtige Inputs gegeben hat.
Carmen Wegner
00:03:12
Ja, ganz genau. Ich weiß noch, wir sind im Sommer gestartet. Im Sommer dann ja schon nicht letztes Jahr, sondern vor letztes Jahr, haben wir uns mit Fokusgruppen zusammengesetzt und die waren ja sogar sehr, sehr hochkarätig besetzt. Da erinnere ich mich gerne an den Austausch, den wir da hatten. Michael Stephan: Stimmt, du warst dabei? Carmen: Oh, Michael, oh! Ach, das ist aber schön. Ja, äh, Dito, du warst ebenfalls dabei. Michael Stephan: Mach mal ein bisschen Name Dropping! Carmen: Ja, Name Dropping, wer war da? Michael Stephan: Ja, leg los! Carmen: Leg los, ich erinnere mich an Böning und Fritschle. Michael Stephan: Uwe Boening und Brigitte Fritschle war dabei. Harald Geißler war dabei. Carmen: Frau Dierolf. Michael Stephan: Und der Siegfried Greif. Carmen: Genau, Frau Dr. Fischer hatten wir dabei. Michael Stephan: Den Klaas Driebel hatten wir dabei, die Frau Salovsky hatten wir dabei gehabt, den Patrick Merkel. Carmen: Sascha Engel, Jenny Junghans Moll, also Vertreter aus dem Business, aus der Nachfrage-Seite.
Michael Stephan
00:04:06
Genau, Wissenschaftler, genauso wie Praktiker, langejährige Coaching-Erfahrende. Wir hatten natürlich auch etliche Personalverantwortliche mit am Boot, unter anderem auch von der Deutschen Bahn, von Pharmafirmen, auch von Facility Management Dienstleistern. Der PP Groß war dabei, der früher auch mal die Coachingstudie mitverantwortet hat. Ja, genau. Carmen: Genau, so wie auch Christian Rütz, der war auch schon mal mitten bei der Coaching-Studie dabei. Michael Stephan: Genau, und mit denen haben wir tatsächlich nicht nur geplaudert, wir haben mit den Themen und Trends eruiert. Was prägt aktuell den Coaching-Markt? Was wird den in den kommenden Jahren auch prägen? Das war sozusagen der zweite Teil dieser Coaching-Studie, die ja einerseits diesen Panel-Teil hat, um langfristige Trends abzufragen und immer auch aktuelle Themen rausgreift.
Carmen Wegner
00:04:53
Was ich toll fand, das war ja so konzipiert, dass die TeilnehmerInnen zu unseren Fokusgruppen quasi ein Thema mitgebracht haben. Sie hatten ja im Vorfeld darum gebeten, wenn ihr ein Thema, was gerade den Coachingmarkt umtreiben könnte, bringt es mit. Und so sind wir auch ins Thema eingestiegen. Das heißt, jeder hat so ein bisschen sein, aus seiner Perspektive ein relevantes Thema geschildert und es kam ein richtig toller, teilweise kontroverser Austausch zu standen rund um den Coachingmarkt. Da war richtig Musik drin. Michael Stephan: Wir werden ja noch eine separate Podcast Folge haben, wo wir uns genau mit diesen Zukunftstrends beschäftigen. Aber ich glaube, das wäre jetzt echt gemein, nicht so ein paar Dinge schon mal so kurz rauszulassen, um was es da unter anderem gegangen ist. Was waren deine Highlights? Carmen: Ich fand total spannend natürlich das Thema Coaching-Plattform, aufkommende Coaching-Plattform, zumal ich ja vorher auch selber noch eine Studie zu der Digitalisierung von Coaching gemacht hatte, ja, eine wissenschaftliche Studie und damit natürlich im Thema war, das fand ich toll. Was war bei dir so das, an was du dich gerne erinnerst?
Michael Stephan
00:05:56
Eigentlich auch das, aber eben nicht nur die Plattform, sondern für mich war das spannendste Thema wie Digitalisierung in auch die digitalen Formate, auch die Inhalte und den Gegenstand des Coachings verändern werden, ob das passiert oder nicht und wie sich dann vielleicht auch der Markt zukünftig entwickelt, ob das sich spreit, ob sich verschiedene Segmente rausbilden werden. Das fand ich hochspannend. Carmen: Für mich war auch noch was, woran ich mich gerne zurück erinnere, die kontroverse Diskussion über Selbstverständnis der Coaches. Michael Stephan: Unbedingt. Und das greift ja auch in das rein, was ich gerade gesagt hatte. Und irgendwie auf der einen Seite dieses tolles Wort Coaching to go oder Fast Food Coaching. So Coaching mit Ratschlag, mit schnellen digitalen Formaten. Auf der anderen Seite aber auch dieses dreidirektionale, prozessuale, langfristig orientierte Coaching im reflexiven Mindset.
Carmen Wegner
00:06:43
Richtig, wir sprachen damals auch über schwache Signale. Und das zahlt total auf dieses Thema WUKA-World ein. Und da war wirklich auch eine heiße Diskussion, kann man das wissenschaftlich schon behandeln? Und wenn ja wie, ich weiß, dass wir darüber lange auch selber noch diskutiert haben, dieses Thema, welche neuen Anlässe gibt es, was kommt jetzt? Und tatsächlich war es ja auch vom Erhebungszeitraum so, dass man sagen muss, danach sind ja noch mehr WUKA-Themen eigentlich dazu gekommen. Michael Stephan: Genau, danach kam ja erst so diese große Welle auch mit der ganzen KI, mit den Themen wie Open, JCPT, etc. Das war ja da schon da, aber noch nicht ganz so präsent. Das, glaube ich, hat noch mal richtig Fahrt aufgenommen. Wir verraten schon viel zu viel. Das ist doch Gegenstand einer separaten Folge. Heute geht es doch um die allgemeinen Trends erst mal nur. Nur, sage ich. Carmen: Nur, genau, aber bevor wir schon einsteigen in die Trends, wollte ich noch mal kurz sagen, dass es auch toll war, noch mal als Sparing-Partner eben diese wissenschaftlichen Partner dabei zu haben, die die Studie selbst auch schon betreut haben und dann auch noch mal diesen wissenschaftlichen Rahmen irgendwie vorgeben konnten. Und last but not least hatten wir natürlich auch tolle Multiplikatoren an Bord, ja. Fallen dir da spontan ein paar von unseren lieben UnterstützerInnen ein, Michael.
Michael Stephan
00:07:58
Mit Multiplikatoren natürlich vor allem die Verbände, die uns da ausgeblich unterstützt haben, ganz sicher. Sicherlich aber auch einige Journalisten und Pressevertreter, die das auch in ihren Netzwerken stark gestreut haben. Was waren deine Highlights? Carmen: Ja, absolut. Also Presse fand ich total spannend. Das meine erste Wahrnehmung der Presse war das Interview, was du für die FAZ gegeben hattest. Da war ich schon auch einfach beeindruckt, wenn man das selber so liest und dann über die Studie das im Vorfeld schon hören kann. Auch dieses Interesse. Was ich auch toll fand, Dr. Bernd Blessin, Bundesverband der Personalmanager, dass wir auch auf der Verbandseite beide Seiten an Bord hatten, also nicht nur Coaching-Verbände, sondern auch auf Seiten der Personaler. Und ja, ohne diese Multiplikatoren ist es ja auch schwer, in die Sichtbarkeit zu kommen und Teilnehmerinnen für die Studie irgendwie zu akzeptieren. Michael Stephan: Absolut und vielleicht bei dem Thema Pressejournalisten, nicht nur die Printmedien, auch Hörfunk war dabei, der Deutschlandfunk, der Hessische Rundfunk, der Bayerische Rundfunk haben uns da auch stark promotet und unterstützt. Carmen: Ja, und so als kleiner Blick hinter die Kulissen, das gehört auch alles zu so einer großen wissenschaftlichen Studie dazu. Das ist echt viel Arbeit, lange, lange Arbeit und hat aber auch ehrlich viel Spaß gemacht. Mich erinnert mich gern, wie wir uns in Hamburg getroffen haben, als wir dann die Daten vorliegen hatten und Stunde um Stunde diskutiert haben, wie wir die nun bestmöglich auch im Sinne der Verantwortung und des Ziels, diese Transparenz zu schaffen, auch interpretieren. Weil das ja auch Teil dessen ist. Michael Stephan: Das ist natürlich ein super Moment, wenn du das Rohmaterial beisammen hast und dann kannst du da drin gucken, interpretieren, Trends rauslesen. Das macht Spaß. Aber in der Tat, wie du sagst, so eine wissenschaftliche Studie ist voraussetzungsvoll. Und das hat insgesamt über ein Jahr in Anspruch genommen, bis wir sozusagen jetzt mit diesen Trends aufwarten konnten.
Carmen Wegner
00:09:59
Absolut und ich finde auch wichtig und es zeigt vielleicht auch den Zuhörerinnen, welche Ambivalenz dahinter steckt zwischen der Öffentlichkeit, der Sichtbarmachung, des Sichtbarseins und Bleibens und aber auch dieser Arbeit im stillen Kämmerlein, komplett hinter den Kulissen, wo man Stunde um Stunde am Schreibtisch sitzt und die Datensätze auswertet und sichtet und diskutiert und interpretiert, bis dann so ein ganzes Dokument zustande kommt. Michael Stephan: Und jetzt mal konkret auf den Tisch. Wer hat denn teilgenommen? Wie viel waren es denn? Also bei der Marburger Coaching-Studie vielleicht nochmal an alle gerichtet, beleuchten wir nicht nur die Coaches, also die Angebotsseite, diejenigen, die Coaching anbieten, sondern wir beleuchten ja auch die Nachfrage-Seite. Vor allem die Unternehmen, die für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Coaching in Anspruch nehmen. Und ich habe es vorhin schon erwähnt. Die Coachingstudie ist im deutschsprachigen Raum... .. die größte empirische Studie. Und was hat man dann dieses Mal gerockt Carmen, weißt du es? Carmen: Was haben wir gerockt? Wir hatten 181 Teilnehmer auf Seiten der Unternehmen, also auf Nachfrage-Seite und 504 in Summe auf Seiten der Coaches. Michael Stephan: Das ist eine ganze Menge. Carmen: Genau, davon waren, ja, eigentlich bei den Coaches waren die Verteilungen zwischen Frauen und Männern, die teilgenommen haben, relativ gleich verteilt und es haben auch zwei angegeben, divers zu sein. Und das fand ich toll, es war ja eine kleine Neuerung an der, die es... diesmaligen Auflage, dass diesmal eben die Auswahl divers auch mit zur Verfügung stand. Bei den Unternehmen war es ein bisschen ungleicher verteilt. 102 Frauen, 42 Männer hatten wir dabei.
Michael Stephan
00:11:32
Mir wird auch immer die Frage gestellt, wie repräsentativ die Studie eigentlich ist. Das ist natürlich schwer zu beantworten. Aber wenn man es mal auf die Coaches bezieht, wenn man davon ausgeht, dass wir im Deutschsprachigen Markt ungefähr plus minus 9000 Business Coaches haben, die ihre Dienstleistung anbieten, dann kann man, glaube ich, mit über 500 Teilnehmenden schon sagen, dass wir da einen recht großen Anteil dieser Coaches auch erreicht haben. Alles kriegt man nie, aber das ist schon mal eine starke Stichprobe, muss man sagen. Insofern, ob das wirklich repräsentativ ist, ich denke mal, das können wir nachher nochmal diskutieren, aber die Resonanz ist schon mal positiv. Carmen: Ja, und trotzdem mehr geht immer. Das ist also der klare Shout-out an euch Zuhörerinnen, wenn ihr potenzielle Nachfrager der Dienstleistung seid oder Coaches, die im Businessbereich tätig sind, dann unbedingt die Marburger Coachingstudie auf dem Schirm behalten und bitte, bitte, bitte beim nächsten Mal auch teilnehmen. Das wäre wichtig, um weiterhin Transparenz in diesen Markt zu bringen. Michael Stephan: Wir werden auch oft gefragt, warum erreicht ihr nicht alle? Das ist in Deutschland gar nicht so einfach, im Vergleich zum angelsächsischen Sprachraum zum Beispiel. In Deutschland ist der Markt für Business Coaching tatsächlich sehr stark zersplittert. In Deutschland dominieren die Einzelanbieter, die einzelnen Coaches, die als Freiberufler tätig sind oder vielleicht in Partnerschaft mit zwei oder anderen tätig sind. Aber es ist nicht wie in den USA oder in Großbritannien, wo du die großen Personal- oder Führungskräfte, Entwicklungsfirmen hast, die quasi als Coaching-Beratungsunternehmen dort einen Großteil des Marktes bedienen und die man natürlich leichter erreichen würde. Also hier in Deutschland ist der Markt sehr stark das Splitter. Warum das nach wie vor so ist, ist ein spannendes Thema. Auf alle Fälle Vielfalt tut dem Markt, glaube ich, ganz gut.
Carmen Wegner
00:13:26
Ja, absolut. Und da sind wir schon auch mitten bei der Interpretation, zu sagen, was braucht es an Coaches? Das war ja auch in der Diskussion in den Fokusgruppen so ein Thema. In dem Selbstverständnis muss es sich entscheiden für die eine oder andere Seite. Naja, wir steigen noch tiefer ein. Ich will nicht zu viel vorwegnehmen von dieser Diskussion, aber es sind auf jeden Fall so viele spannende Themen zustande gekommen, so viele Erkenntnisse. Ja, wir hatten schon über die TeilnehmerInnen gesprochen. Die haben sich ja auch relativ gut über die Bundesländer in Deutschland, aber verteilt von der Studie. Michael Stephan: Tatsächlich, es gibt natürlich gewisse Häufungen, aber das hängt auch mit der unterschiedlichen Wirtschaftskraft der Bundesländer zusammen und mit der Bevölkerungssicht. Aber ansonsten verteilt sich das sehr schön über nicht nur die Bundesländer in Deutschland. Wir haben natürlich auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus anderen Dachregionen Österreich und der Schweiz. Das wird man ordentlich unter den Tisch fallen lassen. Also insofern sind wir da im deutschsprachigen Raum sehr breit. Aufgestellt, da gibt es also keine regionalen Anomalien, würde der Geograf sagen. Genau, insofern also hier ein repräsentatives Bild. Was hat sich denn insgesamt so vom vom vom Trend her abgezeichnet? Viele dachten ja, Coaching jetzt auch durch die Pandemie hat einen gewissen Dämpfer bekommen. Wie hat sich das denn insgesamt entwickelt? Carmen: Ja, ich habe eigentlich nicht das Gefühl, dass ein Dämpfer bekommen hat. Wir konnten natürlich schon sehen, dass die Pandemie auch den Coaching-Markt beeinflusst hat. Und bestimmt auch in Richtung digitale Medien zeigte sich ja, dass sich eine große Veränderung, ein großer Druck zur Digitalisierung ergeben hat. Insgesamt glaube ich, dass das professionelle Business-Coaching, von dem wir ja sprechen, weiterhin an Bedeutung gewinnt und es ein relativ konstantes, konstanter Aufwärtstrend ist. Michael Stephan: Absolut. Das ist interessant und hat sich auch jetzt im Zuge der Pandemie und der Corona-Krise wieder erneut bestätigt. Wir hatten das schon mal im Rahmen der Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008, 9, 10. Da dachten auch viele Unternehmen kürzen ihre Personalentwicklung im Coaching-Budgets und sparen. Aber tatsächlich damals und auch jetzt in der jüngsten Krise hat Coaching kaum Schaden genommen. Wir haben einen relativ stabilen Zuwachs. Über die letzten 14 Jahre betrachtet kann man im Schnitt sagen, und der Trend ist ungebrochen, dass der Markt pro Jahr so ungefähr um 10 Prozent gewachsen ist. Das ist interessant. Carmen: total interessant, weil bei mir gerade auch so die Frage im Kopf ist, wie ist es mit dem Bedarf? Es könnte ja so eine Art Bedarfstunkelziffer geben. Neben dem, was real passiert und sich im Markt abbildet, könnte es ja sein, dass die Bedarfe eigentlich noch viel höher liegen, sozusagen, und noch gar nicht zu diesem, es noch gar nicht zu diesem Austausch von Service-Gut und preisbezahlt gekommen ist, und wir dadurch gar nicht sehen, ob die Bedarfe nicht sogar in dieser volatilen Umgebung tendenziell noch viel größer sind oder noch viel höher steigen.
Michael Stephan
00:16:27
Bedarfsdunkelziffer das war eine spannende wortschöpfung was meinst du denn damit Carmen: Ja, wie gesagt, dass wir immer nur abbilden können, was schon passiert ist, ein Stück weit. Also was schon stattfindet und nur schätzen oder vermuten können, wohin die Reise so geht. Und da werden wir an der einen oder anderen Stelle auch nochmal zu kommen, dass es total spannende Gates gibt, wo gar nicht so richtig abschließend zu klären ist, wird das total durch die Decke gehen oder war das ein Luftballon, der irgendwie wie eine Seifenblase zerplatzt im Markt? Da... kommen wir glaube ich noch zu. Michael Stephan: Letzteres glaube ich nicht. Also tatsächlich für den Luftballon, für diese bursting Bubble, wie man im Englischen so schön sagt, da ist glaube ich der Wachstumstrend seit 15 Jahren schon viel zu nachhaltig. Aber wenn man mal ganz kurz drüber reflektiert, warum denn jetzt aus Nachfrage Seite seit der Unternehmen die Nachfrage nach Coaching so stark zugenommen hat. Was was wäre denn da gründet? Carmen: Wir sehen es ja ein Stück weit an den Anlässen. Und auch da war ja genau das Thema schwache Signale. Also, welche Anlässe kommen in Zukunft auf uns zu? Wir haben ja gesehen, dass neben vielen Anlässen, die schon bekannt sind, mit dem Stressthemen, Konflikte, Rollenänderungen, Karriere-Themen, dass sehr neue Themen dazu gekommen sind. Gerade im Bereich Führung im Zusammenhang mit digital. Gab es ja einige Neuerungen da. Michael Stephan: Genau, ich glaube, das sollten wir auch noch mal in einer eigenen Folge tiefer beleuchten. Aber zusammenfassend kann man glaube ich hier sagen, dass natürlich das Thema VUCA Welt, ist ja so ein liebes Akronym und Schlagwort, schon einen klaren Impact hat auf die Nachfrage nach Coaching. Nicht nur Führungskräfte, auch Mitarbeiter in Unternehmen sind zunehmend mit Unsicherheit konfrontiert und Coaching kann da einfach auch egal, in welcher Detailfacette jetzt, kann da einfach ein nützliches Tool sein, um sich einfach besser zu orientieren, besser zu navigieren in dieser durch Volatilität, Unsicherheit, Ambiguität und Risiko geprägten Welt. Definitiv.
Carmen Wegner
00:18:33
Und es ist auch so herausfordernd für die Coaches am Markt, weil sie eben einerseits Anlässe mit ihrer Beratungsdienstleistung behandeln, die rund um VUCA sich drehen, andererseits ja selbst mittendrin stecken in dieser Umgebung und in dieser Welt. Das ist natürlich besonders besonders herausfordernd, wo da die Grenze ziehen und inwieweit das eine mit dem anderen dann auch zusammenspielt. Michael Stephan: Interessant finde ich auch, dass gerade wenn man mit Unternehmen spricht, viele sagen, selbst wenn man nicht an die Wirksamkeit von Coaching glaubt, wir sind gezwungen es anzufieten, weil unsere Mitarbeiter es wollen. Coaching ist ein ganz wichtiges Personalentwicklungstool, schafft Mitarbeiterzufriedenheit, schafft damit auch Arbeitgeberattraktivität und Ob man dran glaubt oder nicht, dass es was bringt, man muss es anbieten, einfach um hier diese Arbeitgeberattraktivität auch zu schaffen. Wobei, man muss ja dazu sagen, die Einstellung seitens der Unternehmen zum Coaching ist ja sehr, sehr positiv. Hat zumindest die aktuelle Studie gezeigt, ne? Carmen: Richtig. Ja, absolut. Absolut. Und ich finde so einen wichtigen Punkt, den du ansprichst, zu sagen, es gibt so auf der Metaebene noch diesen positiven Effekt, nämlich den der Wertschätzung. Also ich investiere auch in eine individuelle Beratungsdienstleistung für vielleicht auf mittlerer Management-Ebene mein Personal und das hat ja ganz viel mit Wertschätzung zu tun. Michael Stephan: Absolut. Und ich glaube, ein Prozent, zwei Prozent der befragten Unternehmen haben tatsächlich eine negative Einstellung zum Thema Coaching gehabt. Über zwei Drittel haben eine sehr, sehr positive Einstellung zu diesem Personalentwicklungsinstrument. Und da muss man sagen, wenn man noch mal die letzten fünf Studien miteinander vergleicht, die aktuelle, die fünfte mit der ersten. Da hat sich doch sehr viel zum Positiven gedreht. Also die Einstellung am Anfang war deutlich ambivalenter negativer seitens der Unternehmen. Carmen: Das ist spannend finde ich. Das habe ich nicht gewusst. Hast du die Zahlen auf dem Schirm, wie viel Unternehmen in Coaching investieren?
Michael Stephan
00:20:40
Wir haben in der Studie gefragt, wie viel Prozent des Budgets von Personalentwicklung tatsächlich auch für Coaching ausgegeben wird. Und das hat uns dann doch überrascht. Es sind fast 15 Prozent, die für Coaching ausgegeben werden. Also Coaching hat sich damit zur wichtigsten Personalentwicklungsmaßnahme entwickelt. Und wenn man da noch bedenkt, dass die Personalentwicklungsbudgets in den letzten Jahren stark zugewachsen sind um ein Viertel, dann lässt das natürlich auch entsprechende Rückschlüsse aufs Coaching zu. Also insofern auch hier ein sehr positives Bild. Carmen: Ja, und die meisten hatten doch geantwortet, dass sie externe Coaches vor allen Dingen einsetzen, oder? Michael Stephan: Genau, der größte Teil der Unternehmen setzt externe Coaches ein. Und viele, fast die Hälfte, haben auch einen eigenen Coachpool, wo sie sozusagen die externen, aber natürlich auch die internen Coaches verwalten. Auch das zeigt nun mal eine gewisse Professionalisierung und einen Bedeutungszuwachs an. Carmen: Wie ist es denn mit den Branchen? In welchen Branchen wird Coaching denn eingesetzt? Michael Stephan: Das ist auch spannend. Da hat sich in den letzten Jahren eine tatsächliche Diversifikation, also eine Verbreiterung ergeben. Während wir in den ersten Coachingstudien, so vor zehn Jahren, eine starke Schwerpunktsetzung auf die Hochtechnologiebranche gesehen haben, Automobilfahrzeugbau, Chemie-Pharmaindustrie, hat sich das jetzt doch deutlich... Erweitert, also Coaching wird heute in fast allen Branchen des verarbeitenden Gewerbes angeboten, auch in vielen Dienstleistungssektoren und man höre und staune auch im öffentlichen Dienst in der öffentlichen Verwaltung. Und ganz wichtig auch im Gesundheitssektor natürlich hier. Also da hat sich wirklich von dem ursprünglichen Branchenfokus hier mittlerweile eine große Branchenvielfalt heraus ergeben. Und in dem Zusammenhang Ich glaube, ich auch nochmal wichtig zu erwähnen, die Unternehmensgrößen, das hat sich auch stark geweitert. In der Vergangenheit war es ja vor allem so, dass vor allem Großkonzerne sich Coaching geleistet haben und heute muss man wirklich sagen, auch mittelständische Unternehmen, auch kleine Unternehmen, auch Start-ups bieten für ihre Mitarbeiter Coaching an. Also auch hier die die Größenverteilung hat sich da deutlich geweitert. Das ist nicht überraschend finde ich.
Carmen Wegner
00:23:06
Ja, das spricht ja auch nur für diesen Trend, den wir anfangs erwähnt haben, dass der Markt immer breitere Akzeptanz erfährt von den Unternehmen einerseits und andererseits auch wirtschaftlich immer weiter an Bedeutung gesenkt. Wie ist es denn mit den Hierarchie-Ebenen, also der Zielgruppe, die die Coaching-Dienstleistung bekommen? Wie stellt sich das dar? Michael Stephan: Am Anfang, als wir mit der Studie begonnen haben, war Coaching ja vor allem ein Instrument, was für die oberen Führungskräfte, für die Top Executives, für die C-Levels angeboten worden ist. Und das hat sich jetzt über die letzten Jahre auch hier deutlich geweitert. Coaching wird auch für Mitarbeiter in gehobenen Führungspositionen, im mittleren Management, auch für Nachwuchsführungskräfte eingesetzt. Und tatsächlich, als wir die Coaches gefragt haben, Für wen geht dir Coaching an? Da kommt auch ganz häufig die Nennung auch für Mitarbeiter ohne Führungsaufgaben. Also insofern auf allen Hierarchieebenen. Ist das überraschend? Carmen: zumindest eine Entwicklung, ne? Also wenn es früher so nicht war, ist es doch, finde ich, interessant, dass sich das dahingehend entwickelt und auch die Bereitschaft da ist, Geld in die Hand zu nehmen, um die MitarbeiterInnen weiterzuentwickeln, weil das ja immer dahinter steht für die Unternehmen, ne? Wie viel Geld investiere ich in jeden Einzelnen und auf welcher Ebene? Was ich ganz spannend finde, ist in dem Zusammenhang auch, ob Coaching in anderen Sprachen haben wir ja gefragt, was ja indirekt immer auch ein Stück weit Rückschlüsse, finde ich, zulässt auf wer ist Empfänger der Dienstleistung? Also ist das jemand, der ein Coaching in einer anderen Sprache ja braucht? Und da war eigentlich meine Erwartung, dass sich das in den letzten Jahren frappierend hätte geändert haben müssen. Weil wir ja doch, wäre jetzt meine Frage an dich, weil ich die Ergebnisse der ersten Studien nicht so aus dem eff eff diktieren kann, Michael. Aber genau, also ich fand jetzt den Anteil, ich glaube, wir hatten irgendwas um die 38% und auf Seiten der Unternehmen, also die Nachfrage 28%, ja, wird nachgefragt bzw. angeboten, fand ich jetzt gering dafür, dass wir jetzt inzwischen ja sogar die zweite große Flüchtlingswelle haben, wenn auch jetzt inzwischen irgendwie aus einer anderen Region und auch diese Internationalisierung ja nach wie vor oder Globalisierung ja nach wie vor auch eine Rolle spielt, fand ich das schon erstaunlich. Hätte gedacht, vielleicht auch ein bisschen Bias, ja, mit mir im Industriehintergrund, dass da sowieso Englisch standardmäßig gesprochen wird und verschiedene standortübergreifende Projekte stattfinden, hätte ich schon gedacht, der Anteil wird höher sein.
Michael Stephan
00:25:45
Also okay, ich wollte mich gerade fragen, erstaunlich viel oder erstaunlich wenig? Aber erstaunlich wenig. Carmen: Nee, ich... Ja, für mich erstaunlich wenig. Also doch, dass der deutsche Coaching-Markt doch überwiegend deutsches Coaching anbietet, so in Deutsch Coaching anbietet, das war für mich doch erstaunlich. Ist es so, dass da aus den letzten Studien sich was geändert hat? Oder meinst du, es ist eine Änderung zu erwarten übermorgen? Also dass das noch steigt? Michael Stephan: Also erstmal zurückblicken, kurze Antwort, da hat sich nichts geändert. Wir haben diese Frage ja tapfer in allen Studien immer gestellt, auch wenn von Beginn an die Prozentzahlen sehr gering waren und das hat sich jetzt marginal erhöht, aber es ist wie du sagst überraschend und ich finde auch überraschend gering. Und meine Prognose wäre deswegen auch für die kommenden Jahre zu sehen. Da wird der Anteil des mehrsprachigen oder bilingualen oder englischsprachigen, französischsprachigen, spanischsprachigen Coachings Esperanto ist auch noch denkbar, nicht signifikant zu nehmen. Also Coaching ist etwas, was in Deutschland in deutscher Sprache angeboten und nachgefragt wird. Ja, definitiv. Carmen: Ist es ein zu harter Break, wenn ich jetzt gerne das Thema einmal wechseln würde, weil ich finde, es passt schon sehr gut zusammen, dass nämlich Coaches für die Unternehmen nicht nur Coaching anbieten, sondern auch andere Dienstleistungen. Das hat ja die Studie ergeben. Michael Stephan: Das ist gar kein Break, der ist ganz wichtig sogar auch und ist auch ein fließender Übergang zum nächsten Thema. Wer ist denn eigentlich der Coach? Wir haben mal ganz viel über die Unternehmen gesprochen. Jetzt müssen wir uns auch mal mit den Coaches selber beschäftigen. Was machen die denn so? Und es ist, wie du sagst oder wie deine Frage schon auch angedeutet hat, die meisten Coaches bieten nicht nur Coaching an, sondern auch artverwandte Dienstleistungen. Als die da wären, nämlich...
Carmen Wegner
00:27:30
Training, natürlich, Organisationsentwicklung hatten wir viel dabei und das macht es bestimmt aber auch für den Markt noch schwieriger, das halt zu unterscheiden. Wenn man nämlich die gleiche Dienstleistung in Persona von einer Person bekommt, sozusagen, dann, nee andersrum, die unterschiedlichen Dienstleistungen von der gleichen Person, so rum wird ein Schuh draus. Dann ist es natürlich schwierig, da auch die klare Grenze zu ziehen, die wir aus dem wissenschaftlichen Background natürlich haben. Michael Stephan: Und das gilt genauso auch für Beratungen, also Unternehmensberatung, Strategieberatung, Prozessberatung. Da sind die Übergänge zum Coaching tatsächlich fließend. Das hatten wir ja schon in einer folgenden Folge mal thematisiert. Wo ist der Unterschied zwischen Training, Beratung, Coaching? Und auch das zeigt an, also auch durch die inhaltlichen Leistungen, die Coaches anbieten, das zerfließt in verschiedene Angebotsthemen. Carmen: Wer ist denn so der typische Coach? Was ist denn so der typische Durchschnitts-Coach in Deutschland? Was würdest du sagen? Michael Stephan: Was ist das für eine Frage? Ist ein Mensch! Doch kein Bot Carmen: Haha. Ja, stimmt, das könnt ihr in der Chat-GPD mal fragen. Mal sehen, was da als Antwort rauskommt. Wer ist denn das eigentlich, dieser ominöse Coach? Michael Stephan: Ich glaube, die Zugänge zum Coaching sind sehr vielfältig. Das zeigen ja auch schon die anderen Dienstleistungen an. Da haben wir Leute, die auch so ein bisschen aus der Therapie, Psychotherapie herauskommen. Manche haben ihre berufliche Sozialisation als Trainerin, Beraterin durchlaufen, Organisationsentwicklerin. Das zeigen ja auch die Studiumshintergründe an. Also was haben die Coaches an Ausbildung, was sie mitbringen? Das deckt auch hier ein breites Spektrum ab. Viele sind Akademiker. Aber es ist ein breites Spektrum vertreten, ne? Carmen: Ja, in meinem Herzen ist es ja dann wieder ein Bild und ich habe so das Gefühl, der Markt ist bunt und es trifft auch in sofern, finde ich, so eine gewisse Zukunftsfähigkeit, weil wir ja auch nach Diversity und Heterogenität streben. So irgendwie finde ich ein Good Sign, dass auf Seiten der Coaches eben das auch da ist. Also, dass es eben sehr, sehr viele verschiedene Facetten gibt, sehr viele verschiedene Menschen und Typen und Hintergründe und dass es eben nicht den einen klassischen Durchschnittscoach gibt.
Michael Stephan
00:29:41
Es gibt natürlich klare Schwerpunkte. Die meisten Coaches, ein Viertel der Coaches, hatten Studien in Psychologie hinter sich. Ebenfalls fast ein Viertel oder ein Fünftel haben BWL oder Wirtschaftswissenschaften studiert. Dann kommen die Pädagogen, dann andere Sozialgesellschaftswissenschaftler. Klar gibt es auch Ingenieure, Philosophen, Religionswissenschaftler. Da haben wir dann, wie du sagst, ein sehr breites Spektrum. Carmen: Ja, und in Sachen Coaching-Ausbildung auch nochmal. Auch da ja das Angebot vielfältig und bunt. Wir werden dem Thema ja eine eigene Folge widmen, weil wir gesagt haben, das ist so wertvoll, was wir an Informationen sammeln durften. Gerade in dieser Auflage der Coaching-Studie und gerade auch in dem Bereich hat sich einiges getan auf dem Markt, sodass wir nochmal gesondert und einen richtig schönen Dieb dive machen wollen für dieses Thema. Aber vielleicht kannst du schonmal teasern, Michael. Stichwort Coaching-Ausbildung. Michael Stephan: Also ein Teaser ist, dass fast 80 Prozent aller der befragten Coaches eine Coaching-Zusatzausbildung absolviert haben, zum Teil auch im Coaching-Studium. Der Anteil hat auch zugenommen, aber Coaching hat sich mittlerweile auch zum Studienfach gemaßt. Das ist also nicht nur ein Zertifikat oder Zusatzausbildungsprogramm, sondern man kann es jetzt auch studieren an Hochschulen, Hochschulen für angewandte Wissenschaften, Universitäten. aber ein breites Spektrum. Und was ich hier vor allem auch spannend finde, ist, und das zeugt auch von der Professionalisierung des Marktes, ist, dass nicht nur die Coaches eine Coachingzusatzausbildung oder Coachingstudien durchlaufen haben, sondern auch die Personale, also die quasi für die Unternehmen Coaching nachfragen. Also auch die Nachfrage-Seite ist hier sehr professionell und hat deep insights.
Carmen Wegner
00:31:28
Ja, finde ich echt spannend und freue mich schon auf unsere Folge über den Deep Dive Coaching Ausbildung und nochmal ein kleiner Michael Stephan: Carmen, du hast mich gefragt, was macht den typischen Coach aus? Wie ist es denn mit dem Lebensalter? Wie alt ist denn so der typische Coach, den wir befragt haben? Carmen: Das ist ja schon relativ eindeutig bei uns, jedenfalls in der Erhebung, in dieser Auflage, der fünften Auflage der Marburger Coaching-Studie, dass 78 Prozent der Coaches angegeben haben, mindestens 50 Jahre oder älter zu sein. Und was ich auch toll fand, nach oben war die Grenze fast offen, ja? Wir hatten doch wirklich auch nochmal jemanden über 80 und so dabei. Also im Sinne von, es gibt da nicht den klassischen Break, das klassische Renteneintrittsalter für die Coaches, nicht unbedingt. Michael Stephan: Genau, und wenn wir gerade bei den demografischen Kriterien sind, ich glaube mit Blick aufs Geschlecht haben wir eine mehr oder weniger Gleichverteilung. Gab es diverse Menschen? Carmen: zwei Stück. Zwei haben diverse angegeben. Genau, ich hab mich einfach gefreut und klar wird das ja jetzt auch beibehalten in den nächsten Studien. Die Auswahlmöglichkeit. Also es zeigt eben auch, dass es gut war, das zur Auswahl zu stellen und wichtiges Thema diversity Leute. Shout out noch mal nach draußen. Genau. Michael Stephan: Unbedingt. Unbedingt. Aber auch hier mit Blick auf die Geschlechter, absolut repräsentativ für die Gesamtgesellschaft. Carmen: Das stimmt. Ich würde gern nochmal den Ball mit dem Alter aufgreifen und sagen, dass ich fand die Ergebnisse auch sehr realistisch in Bezug auf die teilnehmenden Unternehmen. Denn hier haben ja so 72 Prozent gesagt, sie sind zwischen 40, 59 Jahre alt und hier hatten wir eben nicht diese Ausreißer nach oben. Natürlich nicht. Die Leute sind als Angestellte meistens unterwegs in den Personalabteilungen viel oder UnternehmensentscheiderInnen in höheren Führungspositionen und Natürlich gibt es da nach oben mit Rentenalter ja auch das Limit der Tätigkeit. Also alles soweit finde ich absolut nachvollziehbar.
Michael Stephan
00:33:20
Ich muss unbedingt noch ein Thema anschneiden, über das ansonsten nicht so gerne geredet wird, was aber alle Brennen interessiert. Sowohl die Unternehmen als auch die Coaches. Nämlich Geld. Was kostet eigentlich Coaching? Money. Was sind denn so die Stundensätze oder die Tagessätze, die für Coaching aufgerufen werden? Was tippst du? Carmen: Ich habe ja die Daten, das wäre jetzt gemein zu sagen, ich schätze sie ungefähr. Weil ich weiß es ja und ich fand es spannend, weil doch diese Variety, diese Breite an von Bis war ja doch groß und trotzdem gab es doch relativ eindeutige Zuordnung. Michael Stephan: Dann lass mich meine Frage anders formulieren. Du kennst ja nicht die Daten, aber warst du überrascht, als du die Zahlen gesehen hast? Carmen: Ja, überrascht war ich aber über die Zahlen, die sich so am unteren und oberen Limit angesetzt haben. Also das, wo sich das so positioniert hat, das war mir bewusst, vielleicht auch weil ich selber diese Market Insights hab, ne? Und da tätig bin in dem Bereich und dann klar, man sich schon mal mit Preisen auseinandergesetzt hat, schon im eigenen Interesse. Aber diese Ausreißer nach oben und unten fand ich frappierend, weil, ich sag mal, eine Coachingstunde für 50 Euro war ja so ein Beispiel. Wenn die angeboten wird, fand ich schon beeindruckend. Ebenso, wenn es dann in höhere Tausend stellt, also mehrere Tausend Euro betrifft. Auch das beeindruckt mich dann. Michael Stephan: Also 50 Euro so als jetzt unteres monetäres Limit, das natürlich viele gibt, die pro Bono Coaching-Dienstleistungen anbieten, ist natürlich sehr verständlich, aber die lassen wir mal außen vor. Wir verraten die Durchschnittszahl jetzt mal noch nicht. Carmen: Nee, machen wir nicht. Ich wollte gerade sagen, müssen wir das jetzt nicht noch erzählen? Michael Stephan: Ja, ja, aber ich möchte noch was vorausschicken, was mich auch überrascht hat, um die Spannung hochzuhalten. Und es überrascht mich tatsächlich jetzt zum wiederholten Male in allen bisher durchgeführten Marburger Coaching-Studien, befragen wir ja die Couches, was nehmt ihr pro Stunde? Und wir fragen die Unternehmen, was bezahlt ihr pro Stunde? Und diese Angaben sind fast immer... Deckungsgleich gewesen. Also marginale Abweichung gab es schon, aber es ist wirklich deckungsgleich. Also insofern auch das hat mich dieses mal wieder überrascht, dass es fast bis auf einen Euro genau deckungsgleich war, nicht ganz, aber bis auf zwei Euro hat sich das glaube ich gematcht. Ja und wo liegt denn jetzt der Durchschnittsstunden Satz? Lass mal die Katze aus dem Sack.
Carmen Wegner
00:35:49
Ja, wir hatten hier durchschnittliche Stundensätze für Coaching Brutto und die haben sich bei um die 225 Euro Roundabout, korrigiere mich wenn ich falsch liege, einsortiert pro Stunde. Michael Stephan: Richtig. Und wir haben im langfristigen Trend schon einen klaren Zuwachs, auch wenn es da mal jährliche Strukturbrüche gab, ist ganz klar. Aber als wir angefangen haben mit der Coaching-Studie, da lag der Durchschnittsstundensatz deutlich unter 200 Euro bei 180, respektive 170 Euro. Und jetzt, wie du sagst, 225, 24, 28 Euro. Das sagen sowohl die Unternehmensvertreter als auch die Coaches selbst. Carmen: Was ich ganz spannend finde und es zahlt auf das ein, was du in der letzten Folge auch erzählt hast, von dem Thema, welchen Preis kann ich aufrufen, dass Unternehmen das auch als Qualitätsmerkmal wahrnehmen. Also das, das erfahre ich so in meiner Praxis, aus der Praxis, dass es auch ein bestimmtes Signal ist, ob der Qualität der Dienstleistung, ob das Ausbildungshintergrund ist etc. Und dass es wirklich in der Industrie Unternehmen gibt, die auch sagen, wenn der Preis eine bestimmte dann ist es für uns eher ein Indiz für eine fragwürdige Sache oder wir würden uns zumindest wundern. Also es wird auch erwartet, dass ein gewisser Preis aufgerufen wird für eine qualitativ hochwertige Leistung. Michael Stephan: und ich will in diese Kerbe nochmal reinschlagen, die ist uns nämlich auch sehr wichtig. Gutes Coaching hat seinen Preis und ist aber auch voraussetzungsvoll. Es ist uns durchaus bewusst, dass natürlich, wenn man solche Durchschnitts-Tages- oder Stundensätze in die Welt hinaus posaunt, dass das Begehrlichkeiten weckt. Manche denken sich, ich drücke meine Visitenkarte, bin Business-Coach und morgen verdiene ich auch 200. 30 Euro die Stunde, aber so ist das nicht. Gutes Coaching ist voraussetzungsvoll, erfordert Seniorität, Erfahrung, Professionalität und das braucht, das will wachsen, das will reifen. Carmen: Bin ich absolut dabei. Coaching, wo wir darüber sprechen als Prozess, wenn jetzt der Vertrag gemacht ist und wir haben uns auf den Preis geeinigt, geht es ja auch darum, wie lange ist es denn durchschnittlich so ein Coaching-Prozess? Also einmal, wie viele Stunden, über wie viele Stunden sprechen wir? Frage zwei, über welchen Zeitraum reden wir denn?
Michael Stephan
00:38:15
Lass uns mal den Zeitraum aufgreifen. Also tatsächlich reden wir hier über längere Zeiträume. Das zeugt auch von einem klassischen Coaching als prozessuales Reflektionsinstrument Verständnis. Was von Wort. Und so hat es jetzt auch nicht überrascht, dass so der durchschnittliche Zeitraum, über den sich so eine Coaching-Maßnahme erstreckt, zumindest geben, dass die Befragten an sich im Schnitt. auf sechs Monate erstreckt. Das ist natürlich dann schon auch ein Zeitraum, ein Prozess, in dem man Reflexionen betreiben kann, Themen auch tiefer angehen kann. Das hat dann nichts mit Coaching to go zu tun, was vielleicht dann eher über Plattformen auch angeboten wird. Carmen: Okay, jetzt haben wir einen Überblick gegeben. Einmal hatten wir einen Blick hinter die Kulissen dieser langen, schönen Marburger Coachingstudienzeit der aktuellen Auflage und einen Blick vor die Kulissen, sogar einen ganz rationalen, in Zahlen, Daten und Fakten, was denn Coaching eigentlich ist, wer Coaches sind und welche Unternehmen in welchen Bundesländern auf welcher Ebene die Dienstleistung nachfragen. Es gab... Viele Berichte darüber, wir sprachen anfangs von der Presse und hier würde ich den Rahmen gern schließen für die aktuelle Folge. Denn es gab auch Interpretationen der Coaching-Studie und da gab es Kritik. Und zwar Kritik, weil wir unter anderem als Multiplikatoren der Studie Verbände eingesetzt haben. Also unter anderem auch Coaching-Verbände. Und die Kritik sagte so sinngemäß, das verzerrt natürlich das Bild, weil die Teilnehmer in Verbänden organisiert sind. Und es würde Licht dahin geworfen werden, wo auch Licht schon ist. Michael, was sagst du dazu? Michael Stephan: da kommt mir doch direkt der Watzlawick in den Sinn. Kennst du diese Parabel vom verlorenen Schlüssel? Die kennst du doch. Da steht ein Betrugner unter der Straßenlaterne und sucht und sucht, kommt ein Polizist vorbei und fragt, was er denn da suchen würde. Dann sagt der Mann, ich suche meinen Schlüssel. Dann fängt der Polizist dann sofort mitzusuchen und irgendwann hält der Polizist kurz inne und fragt nochmal. ob der Mann sich sicher sei, ob er den Schlüssel hier verloren hätte. Dann sagt der Betrunkene, nee, er sei nicht sicher. Aber hier würde man zumindest was sehen. Dahinten, wo es so finster ist, könnte man gar nichts erkennen können, da könnte man den Schlüssel nicht finden. Das ist aus Paul Watzlawick Anleitung zum unglücklich sein. Und ich glaube, das trifft so ein bisschen, was du gerade meintest.
Carmen Wegner
00:40:50
Yes, yes, absolutely. Ja, das triffts, Michael. Und ich finde, es ist auch nochmal ein guter Shoutout. Ja, Leute, macht mit, je mehr Teilnehmerinnen wir gewinnen können für diese Studie, je mehr Bereichen, desto besser. Und Wenn ihr Fragen habt, Anregungen, Wünsche oder Themen, die ihr zum deutschen Coaching-Markt unbedingt nochmal besprochen haben wollt. Dann meldet euch bei uns. Bitte schreibt eine E-Mail. Die E-Mail-Adresse werden wir euch in die Show Notes packen. Michael Stephan: Stay tuned beim nächsten Mal in der nächsten Podcast. In der nächsten Podcast Folge 3 geht es um die aktuellen Anlässe und Themen im Coaching. Carmen: Michael, es war mir eine Freude. Mach es gut! Tschüss! Michael Stephan: Mach's gut. Tschö nach Hamburg.

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2024 - Carmen Wegner, Prof.Dr.Michael Stephan, Weberberg Recording Studio