Business trifft Coaching

Der Podcast zur Marburger Coachingstudie

5 Buzzword Bingo: die wilden Blüten des Life Coaching Markts. Was ist seriös, was kann weg?

11.06.2023 37 min

Zusammenfassung & Show Notes

Finanzen, Haustier, Libido: Es gibt kaum ein Thema, zu dem man sich nicht coachen lassen könnte. Carmen und Michael werfen in dieser Folge einen amüsierten Blick auf die mal mehr, mal weniger seriösen Angebote im Life Coaching Bereich. Es hagelt trendige Buzzwords! Doch keine Sorge: Die beiden liefern direkt Tipps zur Unterscheidung von Schaumschlägern und vernünftigen Angeboten. Und manchmal sind die Übergänge fließend. Denn Themen wie Zeitmanagement, Stressbewältigung und Konfliktkompetenz betreffen sowohl den privaten als auch beruflichen Bereich.

Verpasst nicht die nächste Episode von Business trifft Coaching, in der wir unseren ersten Gast begrüßen! In Folge 6 sprechen Carmen und Michael mit einer echten Koryphäe des Business Coachings über die Branche, aktuelle Entwicklungen und Plattformen. Wir freuen uns auf euch.

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Übrigens: Business trifft Coaching findet ihr auch auf Youtube. Beinahe live, definitiv in Farbe! Hier gehts zur Playlist https://youtube.com/playlist?list=PLLph94D1oEKmmO8ZHTKhFsXnNU28qad33

Wenn ihr Fragen, Anregungen, Wünsche oder Themen zum deutschen Coaching-Markt habt, die ihr besprochen haben möchtet, dann schreibt uns gerne eine email: coaching at staff.uni-marburg.de mit dem Betreff "Podcastthema".

Unser Aufruf an euch: Macht mit und werdet Teil der Marburger Coaching-Studie! Meldet euch auch hier per mail an coaching at staff.uni-marburg.de mit dem Betreff "Teilnehmer". Herzlichen Dank im Voraus.

Titelsong: Lucas Pittman - Loose the goose
Sprecher: Julia Verena Frick
Covergestaltung, Sound Packaging, Audio- und Videoproduktion: Weberberg Recording Studio

Transkript

: Ein Ahoi nach Hamburg Carmen. Grüß dich. Carmen : Hallo Michael. Wo steckst du? Michael : Heute ganz normal, wie es sein sollte, in meinem Office in Marburg, an meinem Lehrstuhl. Carmen : Was steht an bei dir? Was lag an bei dir in den letzten Tagen? Was hast du gemacht? Michael : Meine Woche ist tatsächlich dominiert vom Thema Transformation in der Automobilindustrie. Digitalisierung, Elektromobilität, das ist tatsächlich etwas, was die Unternehmen nicht nur vor technologische Herausforderungen stellt, sondern das ist ja auch etwas, was die Organisation verändert. Change Management und das greift natürlich dann auch in das Thema Personalentwicklung ein. Und da hatte ich am Montag einen ganz spannenden Transformationsworkshop, auch in Zusammenarbeit mit dem Bundeswirtschaftsministerium, wo es eigentlich drum ging, um die Frage, wie kann man den vielen kleinen und mittelständischen auch Zulieferunternehmen helfen, diese Transformation auf der persönlichen Ebene hinzubekommen. Auch ein Thema, was im Coaching natürlich irgendwie die Leute sehr stark umtreibt. Carmen : Ich hätte auch gerne mal einen Workshop mit dem Bundeswirtschaftsministerium. Tatsächlich, das ist irgendwie cool, dass du sowas machen darfst. Michael : Die machen nicht nur Klimawandel, die machen auch noch andere Sachen. Aber sag mal, was hast du so erlebt die Woche? Carmen : Business trifft Coaching. Der Podcast zur Marburger Coachingstudie mit Carmen Wegner und Prof. Dr. Michael Stephan. Aber sag mal, was hast du so erlebt die Woche? Ich bin ganz schön kaputt. Wir hatten zwei intensive Tage gerade Präsenzvorlesung, Organisationspsychologie. Ich kann nur nochmal das höchste Lob an die Studierenden aussprechen und ich muss da wirklich noch mal die Lanze brechen für diese Generation. Ich wünschte, ich wäre in dem Alter schon so ehrgeizig, so klar gewesen mit meinen Zielen. Also ich habe da höchsten Respekt Und cool, zwei Studierende von mir, die sind dann nach der Pause gekommen und meinten hier nebenan in dem Kurs, da gibt es gleich einen Vortrag zum Thema nonverbale Kommunikation. Wäre es möglich, wir sneaken uns da rein und setzen uns als Kurs dazu. Und dann hatte ich halt so gefragt, wie lang, ne, und ist das okay für den Dozierenden? So, ja, alles in Ordnung. Und dann haben wir uns einfach reingesneakt und haben nochmal schnell uns da ausgetauscht. War halt prima. Hat mich sehr gefreut. Und hast du da Takeaways, Tipps mitgenommen? Ganz spannend, das Thema Merabian. Also ich weiß nicht, ob man ihn so ausspricht, aber das ist ja diese Studie, die gemacht wurde und die leider so oft falsch reproduziert wird. Das geht um die Anteile an nonverbaler und verbaler Kommunikation und Da ist sozusagen ein Übermaß an Anteilen nonverbal zu verbal und das wird einfach reproduziert zu Hauf und es ist ein richtiges Problem, weil wie viele Probanden gab es da? Elf und zwölf in der Studie und es wurden diese Anteile gar nicht untersucht. Und das ist echt krass. Das kursiert und es wird immer weitergetragen und weitergetragen, ohne Fundament sozusagen. Michael : Was mich an dem Thema derzeitig auch ein bisschen stört, also ich habe da auch Bezugspunkte. Ich gebe ja auch Seminare zum Thema interkulturelle Kommunikation. Ist das da immer so pauschal irgendwelche Richtwerte in die Welt gesetzt werden, aber es ist natürlich ganz stark vom Kontext abhängig, unter anderem vom kulturellen Kontext, wo du bist, in welchem Land, in welchem Kulturkreis. Insofern kann man das gar nicht so wirklich verallgemeinern. Carmen : Und was total lustig war in Hamburg, ich bin mit der Bahn hin und da saßen, schon bevor das OMR hier gestartet ist, was ja ein Riesenspektakel ist, saßen die Leute schon mit ihren OMR-Bändchen in der Bahn, einfach um zu signalisieren, Achtung, FOMO-Alarm, Ihr seid nicht dabei und ich bin drin. OMR? Was ist denn das? Genau, OMR ist ja eine Company und die ist so absolut verortet in der Marketing-Bubble. Also nicht ganz meine Bubble, aber die machen hier so ein Marketing-Festival in Hamburg. Ich weiß gar nicht, in welchem Jahr das Festival ist, aber ich weiß, in diesem Jahr sollen 70.000 Leute da sein. Das ist in den Messehallen. Da sind auch immer recht bekannte Acts auf der Bühne. Wir haben auch mehrere Bühnen mit Workshops und allen möglichen, irgendwelchen Guided Tours auf der Messe. Ich kann es mir noch nicht so vorstellen. Ich war, weil es fachlich nicht mein Thema ist noch nicht da, aber um das Spektakel mal zu sehen, warte ich vielleicht mal so ein Black-Deal ab in den nächsten Jahren und gehe dann doch mal hin. Genau, aber es spielt bewusst mit diesem Thema FOMO, also Fear of Missing Out, so ein bisschen wie, bist du drin, bist du drin? Und wenn nicht, hast du was verpasst. Und so sitzen wirklich die Leute schon Tage vorher. Und das fand ich ein bisschen ulkig mit ihren OMR-Bändchen in der Bahn. Michael : Würd' Mich ja abschrecken, aber jeder wie er will. Ulkig würde ich gar nicht zum Einstieg sagen. Es hat ulkige Auswüchse, aber es geht schon auch um wichtige Themen. Unser Thema ist heute Live-Coaching. Ein Thema, was wir ja eigentlich mit unserer Marburger Coaching-Studie so nicht direkt adressieren, weil wir ja primär den Markt für Business-Coaching angehen. Aber wir dachten einfach, das Thema ist so groß und hat natürlich auch Abstrahlungseffekte aufs Business Coaching. Wir müssen dem eine eigene Folge widmen. Carmen : Ja genau, aber bevor wir mit der Folge starten, du redest so vom Business Coaching Markt, Live Coaching Markt. Hast du da eine Zahl? Hast du irgendein Ergebnis? Wie groß ist denn oder wie groß sind denn diese beiden Märkte im Coaching? Michael : Vielleicht gehe ich nochmal einen kleinen Schritt zurück und kläre vielleicht mal so vorab auch für die Zuhörerinnen und Zuhörer, wie man denn da so eine etwaige Trennlinie ziehen könnte. Das kann man nicht wirklich, das klären wir auch noch. Aber vielleicht, dass jetzt hier keine Missverständnisse aufkommen, wenn wir von Business Coaching reden, dann reden wir von Coachings, die auch oder primär für berufsbezogene Anlässe gemacht werden. Da spielen natürlich auch private Themen rein, aber es geht ja immer auch um etwas Berufliches. Ob das jetzt vom Unternehmen initiiert worden ist, also von dem Personaler oder ob es der Mitarbeiter oder die Führungskraft selbst initiiert hat, ist da eigentlich egal. Beim Live-Coaching geht es eben primär um persönliche, auch private Anlässe, die eben keine direkten beruflichen Abstrahlungseffekte haben. Das ist jetzt schön gesagt, kann man aber so gar nicht richtig trennen. Aber mal auf dieser Grundlage zu deiner Frage zurück. Wie groß ist denn der Markt? Und ich habe tatsächlich ein bisschen mich vorbereitet auf die Folge, tue ich ja immer, mache meine Hausaufgaben, und habe nochmal geguckt, ob es da irgendwo richtige seriöse Zahlen gibt. Und bevor ich jetzt irgendwas verrate, vielleicht erstmal die Frage an dich. Hast du ein Gefühl? Wie viele Life Coaches schätzt du gibt es in Deutschland? Carmen : Schwierig. Ich finde es echt schwer. Hau mal was raus. Weil ich ja auch, ich bin ja auch vorbereitet ein bisschen und habe ja so recherchiert und ich habe das Gefühl, das muss eine gigantisch hohe Zahl sein und auf jeden Fall muss diese Zahl höher sein, als die der Business Coaches. Michael : Ja, also das ist richtig. Es gibt wahrscheinlich sehr viel mehr Live-Coaches als Business-Coaches. Gesichert ist es aber nicht. Die einzige gesicherte Zahl, mehr oder weniger gesicherte Zahl, die wir haben, ist die Zahl zu den Business-Coaches. Da haben wir zu Beginn der Marburger Coaching Studie mal wirklich versucht, das auch akkurat zu erfassen und kamen dann auf 6000. Das ist natürlich auch mit gewissen Unverschärfen zu genießen, weil die natürlich nicht alle 100% Coaching machen. Die haben ja auch noch andere Berufe. Dafür ist es gar nicht so einfach, das einzugrenzen. Aber wenn wir mal diese 6000 nehmen und Wachstumsraten pro Jahr so von um die 10% anlegen, dann dürfte man aktuell so 8.000 bis 9.000 Coaches, Business Coaches in Deutschland haben. Michael : Und das ist auch die einzige Zahl, die immer wieder auch zitiert wird und die stammt von uns. Und irgendwann habe ich mal, es war in einem Interview, ch muss vor fünf oder sechs Jahren gewesen sein, da habe ich mal so gesagt, na ja, ich vermute so die Zahl der Live-Coaches dürfte so ganz grob geschätzt, es gibt nichts Belastbares, ungefähr beim Doppelten liegen, vielleicht 20.000. Und irgendwann mal war diese Zahl in der Welt und seitdem wird die immer wieder zitiert und man zitiert sich gegenseitig. Dereine sagt, die Wirtschaftsfrau hat es gesagt, die Welt hat es gesagt, die Financial Times hat es gesagt. Hat von denen eigentlich ursprünglich niemand. Also irgendwann mal habe ich sie in die Welt gesetzt, aber es ist wirklich nichtbelastbar. Ehrlich. Also es gibt einfach keine Möglichkeit, es sauber zu erfassen. Carmen : Es passt ja krass auch zu diesem Merabian-Thema. Wenn es sich so verselbstständigt und auf einmal rezitiert wird und so ungefiltert rezitiert wird und keiner mehr eine Ahnung hat, wo kam es denn eigentlich her, aber muss stimmen, weil vielleicht auch einfach vom Gefühl her, von wegen Bias, ne, kommt hin, also fühlt sich so an, dann muss das so stimmen und dann ist es in der Welt und auf einmal, ja, verselbstständigt sich das Ganze. Michael : Genau, also ich meine, die Hörer wissen das natürlich, aber der Begriff Coach ist ja nicht geschützt. Das ist schon im Business-Coaching ein Problem oder erzeugt Probleme und ist natürlich im Live-Coaching-Bereich noch sehr viel problematischer, weil es sehr viel ausufender ist und man deswegen auch gar nicht so richtig abschätzen kann, wer ist jetzt wirklich Coach? Nicht jeder, der sich Coach nennt, macht Coaching. Manchmal sind es ja auch nur begriffliche Hülsen, die davor geschoben werden. Also insofern, das kann man gar nicht so richtig fassen. Da gibt es ja keine richtig formalen Berufszulassungsvoraussetzungen. Also insofern ist das schwierig. Beim Business Coaching kann man es nur irgendwie abschätzen oder Indikatoren finden, aber beim Live Coaching unmöglich. Carmen : In Vorbereitung zu der Folge heute haben wir ja was Spezielles gemacht, nämlich wir haben uns bewusst nicht vorher erzählt, was wir so gefunden haben. Das heißt, wir lassen uns gegenseitig überraschen. Ich finde, das ist eine ziemlich spannende Info für die HörerInnen, denn ja, ich weiß auch nicht, was da von dir kommt, was du so recherchiert hast. Ich selbst habe mich auch ran gesetzt und versucht, Dinge zu finden. Und ich bin sehr gespannt, Michael, magst du mal so einen Begriff in den Raum schmeißen? Was hast du zum Thema Live-Coaching gefunden? Michael : Also Ein Begriff, der mir spannend und interessant vorkam, war Charisma-Coaching. Ich mag das jetzt auch nicht weiter kritisch hinterfragen, aber Charisma war für mich immer etwas, das hat man, das ist was Besonderes und man kann es sich nicht irgendwie einfach beliebig antrainieren oder das ist etwas, wo auch so ein gewisser Zauber bleiben sollte, dass man damit Coaching ansetzt und es quasi so auch skaliert. Ich bringe dir Charisma bei oder helfe dir dein Charisma zu entwickeln. Das schien mir sehr mechanistisch gedacht. Carmen : Stimmt, Es wirkt auch wie so ein Versprechen, das man eigentlich nicht halten kann. Genau. Weil dann kommt vielleicht eine Person an, die wirklich die Hoffnung hat, vielleicht uncharismatisch daherkommt und wirklich die Hoffnung hat, das ändert sich durch das Coaching. Michael : Und die Frage, ist das möglich oder nicht, ist spannend. Ja, wobei, ich habe mich dann schon ein bisschen damit beschäftigt, habe auch Podcasts dazu gehört. Es gibt ja auch noch andere Podcasts, die sich damit beschäftigt haben. Es war dann gar nicht so verkehrt. Da wurde dann zum Beispiel auch gesagt, na ja, wenn du Schwächen hast, worum verkaufst du die als Schwächen? Also siehst du auch vielleicht mal als eine Kante, die du auch vielleicht zum Ansatz nehmen kannst, das auch positiv darzustellen. Also inhaltlich fand ich es dann gar nicht so merkwürdig, wie mir das am Anfang schien. Also das muss ich ein bisschen zurückholen. Also hat für mich dann durchaus auch Sinn gemacht, was da inhaltlich adressiert worden ist. Wollen wir Ping-Pong spielen eigentlich? Also ich haue einen raus, du haust einen raus. Carmen : Das finde ich super und ich habe auch einen Begriff, der ziemlich nah für mich dazu passt und das war der Image Coach, wobei ich das tatsächlich total spannend finde in Bezug zur Authentizität. Was sagst du zum Image Coach? Ist ja nicht so weit weg von Karesma, also Image Coach. Michael : Nein, genau. Aber da kann ich mir schon was drunter vorstellen. Also ich meine, da geht es viel um Außendarstellung, Social Media, Homepage-Websitengestaltung, vielleicht auch persönliches Auftreten. Kleidung ist ja nicht so direkt Assoziation, die ich hätte. Und das vielleicht, wie du gesagt hast, authentisch. Wie wirkt es auf andere? Carmen : Gar nicht so ulkig. Okay, pass auf, dann haue ich aber noch einen raus, weil das jetzt wirklich sehr nah dran war am charismatischen Nee, Charisma Coach. Ich habe das schamanische Coaching gefunden. So, jetzt kommst du. Michael : Ich habe Coaching für moderne Hexen gefunden. Für moderne Hexen? Ja, und da gibt es nicht nur ein Angebot, da gibt es also diverse Hexenakademien. Klingt auch erst mal merkwürdig, Was macht man da so? Lernt auf dem Besen zu reiten, den Besen zu domestizieren, Kräutertee zu kochen. Ne, also tatsächlich geht es da um Spiritualität oder moderne Spiritualität, alternative Denkweisen. Also da geht es jetzt nicht um Klamauk. Also auch wenn man sich da aber ein bisschen tiefer mit beschäftigt, klingt erstmal ein bisschen schräg, Coaching für moderne Hexen, Hexenakademien, aber wenn man sich mal so ein bisschen reindenkt, meins wäre es nicht, also ist jetzt überhaupt, hat also keine Berührungspunkte zu meiner Lebensrealität, aber ich kann gut verstehen, wenn da jemand sich findet und darin aufgeht. Carmen : Ich auch. Also ich hatte so einen Stärkentest gemacht beim VIA-Institut. Online kann man die machen. Wie jetzt zu Schamanen oder was? Nee, das ist so ein Signature-Strength-Test, so zu den eigenen signifikanten Stärken. Und da ist Spiritualität auch eine dieser signifikanten Stärken. Die ist bei mir sehr gering tatsächlich ausgeprägt. Das ist aber so, dass ich auch durchaus die Daseinsberechtigung sehe. Vor allem, weil Leute, glaube ich, ganz viel Halt und ganz viel Bezug auch dazu entwickeln können. Deswegen, fair enough, ich hatte mal diesen Satz gehört, irgendwie, was wirkt, hat dann auch die Daseinsberechtigung oder was hilft. Damit komme ich klar. Was ich mich frage, wenn es so für moderne Hexen ist, ob es da so ähnlich wie im Selbstverständnis der Coaches so die einen VertreterInnen gibt, die sagen, wir sind die klassische Schule der Hexen und die anderen, die sagen hier, just in time Hexen, Hexen to go. Michael : Ich glaube, was hier mit moderner Hexige meint, das ist eben diese moderne Spiritualität, dass das eben nichts mit diesem klassischen Hexenbegriff oder dem Hexereibegriff zu tun hat. Also Zauber, Magie, Absurdität oder schwarze Magie, sondern da geht es eher um positive Denkhaltungen. Aber mir geht es da tatsächlich wie dir in dieser Skala, wie esoterisch oder spirituell bin ich angehaucht, da bin ich glaube ich im Minusbereich. Carmen : Ja, du hast gerade die Hexen jetzt genannt, also ich bin dran, finde ich, beim Ping-Pong jetzt. Und ich habe was gefunden und zwar von mehreren Krankenkassen und die bieten Ernährungscoaching Michael : an. Okay, aber das klingt ja erstmal vernünftig. Carmen : Ja, und ich finde auch der Begriff ist recht populär und auch weit verbreitet, Also es ist jetzt nichts Ungewöhnliches zu sagen Ernährungscoach. Was ich mich halt gefragt habe, ist das ein Coaching, wie wir Coaching definieren würden? Michael : Ja, das ist die Frage, was da wirklich angeboten wird. Also wenn du jetzt wirklich einen Coach zur Seite gestellt bekommst, der dich begleitet, der mit dir reflektiert, was du isst, wie du einkaufst und sozusagen dir deinen Weg aufzeigt, deine Ernährung umzustellen, dann würde ich sagen, hat das schon was von Coaching. Aber wahrscheinlich ist damit eher Beratung oder so einfache Tipps gemeint, die da gegeben werden, also Rezepte. Carmen : Ja, und ich glaube auch, es hat schon mehr so einen Trainingscharakter, also mehr Vorgaben am Anfang zumindest. Das ist zwar eine Hilfe zur Selbsthilfe und dennoch wird es wahrscheinlich nicht drumherum kommen, sehr spezifische Vorgaben zu machen in die Richtung Ernährungsprogrammide. So stelle ich es mir jedenfalls vor, fairerweise. Ich habe es nicht mitgemacht, aber hier wird dieser Coaching-Begriff eben in dem Kontext Ernährungscoaching verwendet und das auch von sehr offiziellen Stellen wie Krankenkassen. Michael : Okay, soll ich nochmal einen raushauen? Also eines meiner Highlights, nicht das Highlight, aber eines meiner Highlights ist aber schon eine Coaching-Form, die mir schon seit längerer Zeit untergekommen ist. Jetzt habe ich nochmal ein bisschen recherchiert und war ganz überwältigt, wie viele Angebote es hier gibt. Das ist Tier-Coaching. Also nicht Coaching mit Tieren. Also wir gehen mit dem Pferd spazieren und das hilft dir irgendwie, irgendwelche Barrieren zu überwinden. Ist auch eine Therapieform. Das meine ich nicht. Also nicht Couching mit Tieren, sondern Couching für Tiere. Also Couching für den Hund, Couching für die Katze. Und Da kann man jetzt lange um den heißen Brei herumreden, aber vielleicht unterschätze ich das ja auch, aber eine Katze oder einen Hund, mit dem zusammen über sein Führungsverhalten zu reflektieren, finde ich irgendwie schwierig. Also einen Hund kannst du konditionieren, aber Couchen in diesem Wortsinn, das stelle ich mir irgendwie schwierig vor. Das muss schon ein sehr intelligenter Hund sein. Carmen : Wobei ich schon hier vor meiner Tür ab und an sehe, wie Hunde ihre Herrchen oder Frauchen spazieren führen. Also die sind schon auch echte Führungskräfte. Teilweise werden wir da im Business-Sprech bleiben. Und was mir sofort in den Sinn kommt, in dem Podcast Betreutes Fühlen hatte ich es mal gehört, dass es diesen Placebo-Effekt auch gibt, der sich auf Tiere tatsächlich überträgt. Also wenn die BesitzerInnen sozusagen davon ausgehen, dass ein Medikament oder irgendetwas anderes hilft, weshalb auch Homöopathie bei Tieren funktionieren soll bedingt, dann überträgt sich das quasi auf das Tier, was dann wahrscheinlich irgendwie diese Emotion nachempfinden kann? I don't know. Michael : Mag ja alles sein, aber Coaching für ein Tier, das macht vom Begriff her keinen Sinn. Also Coaching ist Reflexion, das erfordert Interaktion, Selbstbewusstsein und bei aller Liebe zum Haustier. Ich glaube, das überfordert doch die Tiere. Also du kannst Hunde trainieren, du kannst sie konditionieren. Bei Katzen weiß ich es nicht. Aber ich glaube, der Begriff ist ja einfach komplett falsch gesetzt. Soll Leute anlocken, Hundecoaching oder Tiercoaching. Es gibt viele Angebote, aber es ist nicht das, was damit gemeint ist. Es sind Hundeschulen meinetwegen. Carmen : Ja, und das ist aber was, was mir in der Recherche oft aufgefallen ist. Also einfach dieses Coaching als Synonym für ein Training vielleicht. Und einfach in der Verwendung, aber trotzdem omnipräsent dann und auch wirklich inflationär. Also überall. Michael : Nur einfach in unserem Sinne, ja, nicht ganz richtig. Muss man aber auch dazu sagen, ist jetzt kein exklusives Problem, das Live-Coaching-Bereich. Sowas hast du natürlich auch im Business-Coaching, dass da eigentlich nur Beratung angeboten wird oder leichte Tipps gegeben werden. Wir hatten ja letztes Mal schon über Coaching-to-go gesprochen. Ist das noch wirklich Coaching? Aber zurück zum Live-Coaching. Was hast du noch gefunden? Carmen : Ich habe noch etwas sehr Spezielles gefunden. Man sagt ja auch Sex Cells. Also Tantra-Coaching oder Berührungs-Coaching Michael : ist mir noch untergekommen. Das habe ich auch in meiner Liste. Hast du? Ja. Sexual-Coaching, körperorientiertes Sexual-Coaching. Will man jetzt nicht weiter nachhaken, was da so gemacht wird? Wow! Mit Happy Ending. Carmen : Einfach wow. Ja, genau. Also lassen wir vielleicht einfach mal so stehen. Ja, Punkt. Michael : Oder? Aber es gibt viele Angebote. Carmen : Genau. Bei Interesse einfach mal googeln. Genau. Die nennen keine Namen. Okay, ich habe noch was Spannendes, was als Business Coaching eigentlich daherkommt, was ich mal in den Raum schmeißen möchte und das ist Finanzcoaching. Michael : Das habe ich auch auf meiner Liste. Und tatsächlich habe ich das aber gar nicht so in der Rubrik Absurde, sondern eher unter der Rubrik Was bereitet mir Sodbrennen abgespeichert. Carmen : Mhm, mhm, erzähl. Michael : Ja, also natürlich gibt es da auch wahrscheinlich sehr viele seriöse Anbieter, aber letztlich dieses Thema Finanzcoaches, das gehört dazu, diesen breiteren Bereich Erfolgscoaches. Also ich mache dich erfolgreich. Ich bringe dich zu deiner ersten Million, fühl mal rein, was es mit dir macht, dir deine Million zu machen. Mich macht das vor allem aggressiv. Vor allem die Art und Weise, wie sich diese Coaches dann, ich nenne jetzt hier keine Namen, aber die sind ja zum Teil auch sehr bekannt, ich erinnere an die Böhmermann-Folge, die jüngst ausgestrahlt wurde. Was mir da vor allem Sodbrennen bereitet, ist dieses platte Marketing, also diese Versprechen, die da so rausgehauen werden und dass ich einfach auch nicht erkennen kann, was da eigentlich inhaltlich dahinter steckt. Also für mich sind das einfach sehr platte Geschäftsmodelle, manchmal vielleicht auch so Schneemalsysteme. Also nicht bei allen natürlich, aber bei manchen habe ich so den Eindruck. Und also das ist alles dann durch und durch unseriös auch so von den Versprechen, die da gemacht werden. Ich bringe dich, Carmen, zu deiner ersten Million. Lass dich auf mich ein. Kauf dir mein Konzept und dann wirst du Erfolg haben. Carmen : Ja, ich habe das auch erlebt, dass nicht nur diese falschen Versprechen da sind, sondern auch so eine klare Schuldzuweisung nach dem Motto, wenn du es nicht schaffst, bist du selber schuld, dann bist du noch nicht hart genug am Kämpfen, dann investierst du noch nicht genug und komm in mein Training und dann kostet das 4.000 Euro. Wenn du dir das nicht leisten kannst, dann musst du erst recht, weil dann bist du erst recht so schwer nach dem Motto der Loser, der es noch nicht auf dem Kasten hat. Also richtig hart und es geht auch für mich ganz klar in so eine sehr, sehr unseriöse Richtung und ich kann es auch an was ganz Konkretem im Begriff Finanzcoaching festmachen, weil es gibt ja den Finanzfachwirt zum Beispiel, wo dann sozusagen eine Bildung zugrunde liegt. Das heißt, Es gibt quasi ein Äquivalent im Finanzbereich, zu sagen, da gibt es zumindest irgendwie Anforderungen oder Qualitätskriterien. Das ist bei Finanzcoaching nicht der Fall. Also der Begriff kommt ja so ein bisschen rüber, als wäre das was qualitativ Hochwertiges. Aber letztlich bin ich Finanzcoach, du bist Finanzcoach und keine Ahnung, die Oma die Straße runter ist auch Finanzcoach, wenn sie Lust drauf hat. Michael : Ja, ja, ich würde es auch gar nicht nur auf einen Finanzcoach reduzieren. Ich würde tatsächlich den allgemeinen Begriff berufliche Erfolgscoaches wählen, weil häufig geht es ja auch dann darum, deinen Online-Vertrieb zu stärken, deine Umsätze zu erhöhen in deinem Online-Shop. Also es ist ja ein bisschen breiter gestreut. Klar, Finanzen sind zentral, aber häufig ist es auch Marketing. Und wie du gesagt hast, es gibt ja für all diese Themen auch seriöse Angebote. Also es gibt zertifizierte, ausgebildete Vermögensberater, das kannst du studieren. Es gibt Akademien dazu. Es gibt auch Vertriebsmarketingberater. Das sind ja zum Teil auch wirklich, das sind nicht zum Teil, das sind seriöse Berufe. Und das ist nicht bei allen dieser erfolgscoaches dann wahrscheinlich auch so gegeben und gefährlich finde ich es halt dass sich da viele leute einfach einfangen lassen also bei mir löst es erstmal nur eine reaktanz reaktion aus also ich krieg so brennen und will draufhauen und werde aggressiv aber viele sehen sich ja nach so einer Orientierung, nach solchen klaren Ansagen. Ja, da sagt mir einer, wie ich vorgehen muss, damit ich Erfolg haben kann. Da sind ja sehr viele wahnsinnig empfänglich. Ich glaube, das ist die Gefahr, die da mitschwingt. Das stimmt. Du bist dran, Michael. Ich bin dran. Ich habe noch mal eine Nachfrage zu dir. Das ging jetzt völlig bei den modernen Hexen unter. Was ist denn da mit den Schamanen jetzt noch? Carmen : Ah, die Schamanen. Ja, ist was sehr Spirituelles. Ich weiß, dass es auch so Schamane-Ausbildungen gibt, weil ich tatsächlich einen Arbeitskollegen mal hatte, dessen Frau, also das hat er mir erzählt, er meinte, meine Frau macht gerade eine Ausbildung zur Schamanin und ich dachte so, ach krass. Und der war aber auch so jemand, der so Edelstein am Handgelenk getragen hat. Da gibt es ja auch so dieses Wasser zum Beispiel mineralisieren mit Stein und Das geht halt ganz klar auch für mich oder verbuche ich in diese spirituelle Richtung. Und da habe ich einfach keine Skills und Stärken. Deswegen will ich kaum darüber urteilen oder sprechen, weil ich in dieser Haut nicht stecke, solange es niemandem schadet und es nicht methodisch in Richtung, ich verabreiche Mittel und gehe ins Delirium oder so geht, das wäre meine absolute Grenze. Solange das alles in einem Rahmen ist, wo ich sage, nicht gesundheitsgefährdend, sondern positiv und vielleicht noch positive Psychologie mit Spiritualität angereichert, dann ist es Enrichment für mich. Und das ist fein, wenn es den Leuten hilft. Michael : Absolut. Das ist auch mein nächstes Beispiel. Das ist Glückscoaching. Ich dachte auch am Anfang erst, Glück, kann man sich da coachen lassen. Aber tatsächlich geht es ja eher um positive Lebenseinstellungen, Dinge positiv angehen, optimistisch sein und wenn es da jemanden gibt an deiner Seite, der dir da einfach hilfreiche, nicht Tipps gibt, aber dir da auch einen Spiegel vorhält, wie man da auch Dinge ändern kann, dann ist das sicherlich auch eine gute Sache. Man muss halt hier, glaube ich, nur aufpassen. Also wenn es jetzt darum geht, Leuten aus einer schweren Depression rauszuhelfen, ist dann, glaube ich, Glückscoaching nicht der richtige Ansatz, sondern dann brauchst du eine Therapie. Aber das ist ja ein Problem bei fast allen Coaching-Anlässen. Carmen : Ja, würde ich so eins zu eins unterschreiben. Wäre auch meine Haltung dazu. Ich habe noch was Nettes gefunden. Helden-Coaching. Da habe ich im ersten Moment so ein bisschen, das ist ja misleading so ein bisschen, weil man denkt, hm, was heißt das? Also ist das Coaching für Helden? Ich glaube, tatsächlich ist es einfach so ein Wortspiel oder ein Fancy-Namen zu finden für ein Coaching. Und da kann sowas und sowas dahinter stecken. Das war so mein Eindruck. Das kann in beide Richtungen gehen. Michael : Ich bin sowas sehr professionell. Damit ich es recht verstehe, ist das jetzt Coaching, was mich zum Helden macht und mir Charisma beibringt? Carmen : Aus dem Storytelling kommt es ja, das ist ein sehr sehr klassisches Storytelling, ist die Heldenreise. Ja, also so ein bisschen Protagonist, der, die sich aufmacht in die Fremde, um Abenteuer zu erleben. Dann kommt irgendwas gravierendes dazwischen, irgendwas Läuft überhaupt nicht und später Happy End. Das ist so ein bisschen der Spannungsbogen Heldenreise aus dem Storytelling und da war ich eigentlich dabei, als ich dieses Heldencoaching gelesen habe, dass ich mir vorstellen kann, dass es einfach der Versuch ist, einen fancy Namen zu finden, aber spannend, wie du es jetzt auch sagst, eventuell kommt auch einfach rüber, ich weiß gar nicht, was steckt dahinter oder was ist damit überhaupt gemeint? Michael : Je mehr du jetzt davon berichtest, desto mehr spricht es mich jetzt tatsächlich an. Also Heldencoaching ist ja irgendwie, ja, wie mache ich aus etwas eine Story, wie mache ich was Spannendes? Finde ich den Namen jetzt eigentlich fast weniger problematisch als dieses überstrapazierte Wort des Narrativs. Das kann ich auch schon nicht mehr hören. Insofern, ich glaube, ich habe jetzt so eine Ahnung bekommen, was damit gemeint ist. Mein nächstes Pong, ein Coaching-Angebot, was ich glaube ich niemals in Anspruch nehmen würde. Also da müsste man wirklich reinprügeln. Horoskop-Coaching. Carmen : Oh, habe ich auch. Hast du auch? Ja, bei mir heißt das Astral-Coach. Das ist so lustig, weil ich meinen Astralkörper decken muss, wenn ich das Wort höre. Muss ich direkt schmunzeln. Und Astro-Coach. Was bist du für ein Sternzeichen eigentlich? Ich bin Krebs. Ah, okay. Ich bin Witter. Michael : Was zeichnet denn Krebs so aus? Ich glaube, man sagt häuslich Carmen : und liebevoll irgendwie so. Und beim Witter? Keine Ahnung. Passiert nicht. Michael : Ist mir sowas von egal. Wie gesagt, müsstest du mich reinprügeln. Ich habe da sogar keinen Zugang zu. Also Amplitude minus 10. Ja, ja, aber du hast es vorhin so nett gesagt, wenn es jemand hilft, wenn es jemand weiterbringt, dann hat es auch eine Daseinsberechtigung. Carmen : Das ist, glaube ich, ein ungefährliches Thema. Ja, und ich habe irgendwie auch in der Vorlesung, es gab so einen Fachausdruck dafür, dass, wenn etwas sehr unspezifisch beschrieben ist, dass man das Gefühl kriegen kann, das trifft auf jeden Fall auf mich zu. Das habe ich immer so das Gefühl in Horoskopen. Das ist so was, das könnte auf jeden zutreffen und deswegen nimmt man sich der Sache eventuell auch an. Deswegen habe ich irgendwann mal beschlossen, wenn mir jemand ein Horoskop vorliest, dass ich nur die Sachen mir annehme, die positiv da laufen für mich und dann kann gut werden. Aber du merkst es richtig, Brandlauben, nein, tue ich nicht. Michael : Bevor wir jetzt hier, wenn wir hier dieses Ping-Pong spielen, jetzt den Eindruck erwecken, dass Live-Coaching eigentlich nur solche absurden oder unseriösen Angebote beinhaltet, würde ich gerne nochmal kurz einen Schwenk machen wollen, um auch nochmal eine Lanze zu brechen für manche Angebote. Und ich will auch nochmal betonen, dass diese Abgrenzung zwischen Business und Live-Coaching ja auch gar nicht so eindeutig ist und manchmal auch eine Trennung wenig Sinn macht. Wenn man sich mal so typische Coaching-Themen anguckt, wird man merken, das ist sowohl Business als auch Live-Coaching. Also sowas wie Zeit-Selbstmanagement ist ja auch ein Thema, was im Live-Coaching angesprochen wird. Oder Stressbewältigung auch in der Familie, eine Rollenfindung oder Konflikte in der Familie lösen, das sind beruflich wie privat oder im Live natürlich wichtige Anlässe. Und da hat Live-Coaching absolut seine Berechtigung. Und ich finde, dann ist das manchmal auch nur so eine Scheintrennung. Letztlich Business und Live-Coaching setzen ja auch voraus, zumindest wenn es seriöse Angebote ist, dass da auch so eine Wertesinnreflexion am Anfang mal stattfindet. Also ist das wichtig? Was ist die Grundlage? Und da ist bei so einer Wertesinn-Ebene, finde ich ja irgendwie gar keine Trennung da. Das muss im Business-Coaching wie im Live-Coaching vorhanden sein. Carmen : Ja, ich habe auch so eine Diskussionsgrundlage noch und das nennt sich Zykluscoaching und klingt erstmal vielleicht ulkig oder seltsam, aber im Rahmen von Diversity und Maßnahmen, die Arbeitgeber für ihre Mitarbeitenden so treffen können, ist es vermehrt so, dass auch darauf Rücksicht genommen wird, dass es körperliche Merkmale gibt von den Mitarbeitenden und ob man da auch unterstützen kann. Da hatte ich tatsächlich beim Big and Growing Festival, war da auch ein Workshop zu, Da war eine Frau, die gezeigt hat, wie man als Arbeitgeber sozusagen das mit integrieren kann in den Arbeitsprozess, um Mitarbeitende zu unterstützen. Das war ein bisschen nett, weil ein Mann in der Pause vor dem Workshop gefragt hat, ob es jetzt creepy ist, wenn er sich mit reinsetzt. Und der hat sich tatsächlich nachher mit da reingesetzt und fleißig mitdiskutiert. Das war überhaupt nicht creepy. Und es war eben das, was vielleicht auf den ersten Blick ulkig daherkommt, mal als Diskussionsgrundlage im Raum. Zumindest ich saß dann final nicht in dem Workshop. Aber ja, dass das auch eine Möglichkeit ist, vielleicht beide Bereiche ein bisschen miteinander zu verknüpfen. Ja, aber jetzt musst du noch mal kurz die Leute abholen und sagen, was das Big & Growing Festival eigentlich war. Das Big & Growing New Work Festival in Hamburg war klasse, ein ehrenamtlich organisiertes Festival, bei weitem nicht in den Ausmaßen wie jetzt beispielsweise das OMR und mit ganz viel Herzblut und ganz viel Liebe zum Detail organisiert. Ich war in dem Bereich New Learning, das ging die ganze Woche von Montags bis Freitags, gab verschiedene schwerpunkte an jedem tag und auch es war auf verschiedene locations im hamburger raum verteilt das war anfang april genau und dort war ich in diesem learning bereich und es gab insgesamt sieben sieben workshops eine Keynote und dann zweimal drei Workshops, wo man sich verteilen konnte und aussuchen, welche man besucht. Und es waren wirklich interessante Speaker da. Und ich habe richtig tolle Kontakte da gefunden. Also da gehe ich gerne nächstes Jahr wieder hin, tatsächlich. Michael : Sehr schön. Um nochmal was Positives auch ins Feld zu führen, nachdem wir jetzt auch vom Ping-Pong ein bisschen auch kritisch waren, was mir bei meiner Recherche auch aufgefallen ist, und das war mir gar nicht so bewusst, wir hatten ja das letzte Mal auch über Ausbildungen gesprochen, dass Ausbildungen nicht nur für Business-Coaching zunehmend angeboten werden und zunehmend sich auch professionalisieren, sondern dass es jetzt auch vermehrt gezielte Ausbildungen, zum Teil auch zertifizierte Ausbildungen, fürs Live-Coaching gibt. Da ist natürlich nicht alles seriös, da gibt es ganz viel Wildwuchs, aber es gibt auch tatsächlich Bekannte, auch einschlägig Bekannte Ausbildungsanbieter und so auf die erste In-Augen-Scheinnahme schieben wir dadurch das ein oder andere seriöse Angebot vorhanden zu sein. Und glaube ich, da kann man einfach auf die letzte Podcastfolge verweisen, wie erkenne ich eigentlich ein seriöses Angebot. Das ist direkt übertragbar, diese Kriterien, die wir da genannt haben, auch auf Live-Coaching-Ausbildung. Carmen : Was für mich noch so mitschwang, war die Frage, wenn Coaching so verbreitet ist als Bezeichnung und als Begriff und wir ja denken, dass da eine Professionalisierung in dem Markt stattfinden muss, dann geht das gegebenenfalls ja mit einem Begriffsschutz einher. Also auch mit so einem Thema darf sich noch jeder Coach nennen oder gibt es bestimmte Voraussetzungen dafür, damit man diese Bezeichnung tragen darf. Und was bei mir als Bild im Kopf so mitschwang, war dieses Thema Gewohnheitsrecht. Also keine Ahnung, wenn ich seit 30 Jahren auf der Auffahrt meiner Nachbarn parke oder darüber laufe, um auf mein Grundstück zu kommen, dann gibt es ja irgendwann rechtlich diesen Punkt, das werden JuristInnen unter den Hörenden wahrscheinlich besser wissen als ich, aber irgendwann gibt es ja wohl diesen Punkt, dass man das für immer machen darf. Und da ist so ein bisschen die Frage, können wir da überhaupt das Rad zurückdrehen, Gibt es überhaupt diese Möglichkeit da so einen Begriffsschutz zu initiieren? Was würdest du sagen? Michael : Ich bin jetzt kein Jurist, aber ich darf einfach mal auf eine andere nahe verwandte Branche verweisen. Bei den Therapeuten gab es einen ähnlichen Prozess. Also der Begriff des Psychotherapeuten ist mittlerweile ja auch geschützt, gibt subjektive Berufstulassungsvoraussetzungen und da gab es meines Wissens im Nachhinein auch keinen Bestandsschutz für die Therapeuten, die in der Vergangenheit schon Therapieangebote ohne psychologisches Studium gemacht haben oder ohne medizinisches Studium. Insofern, ich glaube, das wäre jetzt keine Hürde. Ich bin da allerdings ein bisschen pessimistisch oder fast schon fatalistisch. Diese Diskussion, ja, lasst uns doch irgendwie gemeinsam mit allen Verbänden hier Lobbyismusarbeit betreiben und bei der Politik irgendwie Initiativen starten, dass da Gesetzgebung angestoßen wird, die eben diesen, die dazu führt, dass dieser Begriff geschützt ist, dass es da Berufszulassungsvoraussetzungen gibt. Diese Diskussion ist schon sehr, sehr alt und es hat sich da leider bisher wenig oder eigentlich gar nichts bewegt, was auch vielleicht daran liegt, dass wir hier noch eine sehr fragmentierte Verbandslandschaft haben. Das wird ja auch nochmal Gegenstand eines separaten Podcasts sein. Aber ich glaube, dieser Bestandsschutz, das ist rückwirkend jetzt, das ist nicht das Problem. Ich glaube, es ist schwierig, das irgendwie politisch auch richtig zu lancieren, auch richtig durchzusetzen. Da muss man andere Formen finden, wie man Transparenz im Markt schafft, über Podcasts zum Beispiel, wie man da einen Beitrag leisten kann zur Professionalisierung. Aber jetzt auf regulatorischem Wege sehe ich da eher schwarz. Nicht schwarz, aber vielleicht ein bisschen zurückhaltend. Grau. Grau, ja genau. Ich wäre ja dafür, also nicht falsch verstehen, ich fände es ja gut, aber da glaube ich, da sind wir noch nicht weit genug. Carmen : Ja, diese Folge war ein schöner und spannender Exkurs für mich. Ein Ausflug in die Welt des Live-Coachings. Michael : Und wir haben gesehen, also vieles, was auf den ersten Blick nochmal moderne Hexen, auf den ersten Blick einfach nur absurd klingt, ist auf dem zweiten Blick tatsächlich manchmal nützlich oder hat seine Daseinsberechtigung. Es sind manchmal nur die Begrifflichkeiten, die abschrecken. Was erwartet uns beim nächsten Mal, Michael? Zum ersten Mal eine Folge mit Gast, einem prominenten Gast. Wir verraten aber noch nicht, wer es ist. Und inhaltlich geht es um? Coaching-Plattformen. Genau, eine neue Entwicklung. Das haben wir auch in der Coaching-Studie gesehen. Wobei, wie wirklich relevant die ist, das werden wir dann in dieser Folge diskutieren. Auch welche Angebote auf diesen Plattformen stattfinden, welche Entwicklungsperspektiven es da gibt. Und natürlich werden wir uns auch kritisch mit der Frage beschäftigen, ob denn diese Plattform-Ökonomie nicht dann auch den wahren Wesenscharakter des Coachings zerstört, weil keine wirklich reflexive Arbeit auf solchen digitalen Plattformen möglich ist, sagen zumindest manche. Werden wir diskutieren. Yes, Carmen : Wenn ihr uns hört, Fragen, Anregungen, Wünsche habt oder Themen, die ihr unbedingt noch mal diskutiert haben wollt von uns, dann meldet euch unter coaching-stuff.uni-marburg.de. Die Adresse gibt es auch in den Show Notes. Tja, Michael, mir bleibt heute nur zu sagen, es war mir eine Freude. Und ich hoffe jetzt nicht, dass du auf deinen modernen Hexenbesen davon reitest, sondern verlass das Haus zu Fuß. Ich reite jetzt hier von dannen. Bis dann Michael. Michael : Ciao. Tschüss.

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2024 - Carmen Wegner, Prof.Dr.Michael Stephan, Weberberg Recording Studio