Business trifft Coaching

Der Podcast zur Marburger Coachingstudie

8 Klick dir deinen Coach! Wie digitale Plattformen den Coachingmarkt verändern

02.07.2023 28 min

Zusammenfassung & Show Notes

Business Coaching, nur wenige Klicks entfernt: In den USA ist die Nutzung digitaler Plattformen im Coaching weit verbreitet, während der deutsche Markt noch zögerlich zu reagieren scheint. Woran liegts? Carmen und Michael liefern in dieser Folge mögliche Gründe und setzen die deutsche Marktsituation in den globalen Kontext. Außerdem: welche Plattform-Konzepte gibt es überhaupt und wer sind die Treiber hinter den Plattformen?

In der kommenden Folge begrüßen wir einen weiteren hochkarätigen Gast. In Episode 9 erörtern wir, welche Rolle Coaching-Verbände im Markt spielen. Wir freuen uns, wenn ihr wieder dabei seid!

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Titelsong: Lucas Pittman - Loose the goose
Sprecher: Julia Verena Frick
Covergestaltung, Sound Packaging, Audio- und Videoproduktion: Weberberg Recording Studio

Transkript

Guten Morgen, hallo Carmen. Michael, ich grüße dich Wie geht's dir? Wie ist die Lage in Hamburg? Ist gut, ist gut. Ein bisschen kühler ist es geworden insgesamt jetzt. Es gab ein paar schwierige Wetterlagen, sage ich jetzt mal vorsichtig, und jetzt ist es abgekühlt. Und bei dir, wo bist du? Ich bin im Moment in Marburg und hier ist auch ein bisschen abgekühlt seit der letzten Folge, wo wir uns mit dem Thema Finanz- und Erfolgscoaches beschäftigt haben. Gab es da eigentlich Resonanz auf dieses kontrovers diskutierte Thema? Ich habe tatsächlich einen Kommentar bei dem YouTube-Video gesehen und den fand ich auch ganz gut, weil inhaltlich noch mal klargestellt wurde, diese Geschäftsmodelle, die ich genannt habe, Also Dropshipping oder so diese Webspace-Verkäufe, dass das natürlich auch Geschäftsmodelle sein können, die absolut seriös daherkommen können. Es häuft sich aber eben auch in diesem unseriösen Bereich, häufen sich auch diese Form der Geschäfte. So, Und ich glaube, das war ganz gut für mich nochmal die Awareness zu schaffen. Ja, klar. Also es gibt seriöse Anbieter in dem Bereich. Nicht alle sind da schwarze Schafe, aber wenn wir solche Geschäftsmodelle sehen und wir wissen nicht ganz genau, wie es funktioniert, vielleicht, dann ist immer Obacht, Achtung, Achtung und so ein bisschen Alert. Witzig, dass du das sagst, weil unmittelbar nach der Aufnahme unseres Podcasts zu diesem Thema unter anderem auch Erfolgscoaches, habe ich nämlich abends einen solchen Erfolgscoach live erleben dürfen. Da bin ich ins Marburger Kino gegangen, ins Cineplex. Da war nämlich Michael Groß als Top-Speaker eingeladen für all diejenigen, die nicht wissen, wer Michael Groß ist oder war. Mehrfacher Olympiasieger, das deutsche Schwimmtalent schlechthin. Man kennt ihn auch unter dem Namen Albatros. Mittlerweile ist er Change Manager und da wohl auch sehr erfolgreich und der hat da abends eine motivierende Rede gehalten, wie man sein Leben erfolgreich gestaltet. Und das tat er tatsächlich auf eine sehr seriöse Art und Weise, also ohne krude Versprechungen, einfach so ein paar Hinweise, wie man sein Leben gestalten könnte. Also er hat wirklich versucht, die Leute da auch mitzunehmen und den würde ich also auch tatsächlich eher ins seriöse oder teils in seriöse Lager einsortieren. Also war dann ein witziger Match am Abend noch. Good News, es gibt sie, die seriösen Erfolgscoaches. Sehr schön. Und was hast du sonst so erlebt? Letzte Woche eine große Katastrophe, die aber dann in Glücksmomenten endete. Ich war ja eigentlich auf dem Weg zu dir, Carmen. Also nach Hamburg zumindest. Ich hatte Freitag, Samstag Führungskräfte-Seminare bei einem Hamburger Konzern und bin aber zum falschen Zeitpunkt in den falschen Ort eingestiegen, nämlich in einen ICE der Deutschen Bahn. Und der war dann leider am Donnerstagabend, da gab es ja diese Mörderunwetter in Kassel und da sind wir abgesoffen. Und nicht nur wir, sondern tausende von anderen Reisenden auch sind da gestrandet, da ging also gar nichts mehr. Und dann dachte ich, oh wei, oh wei, oh wei, ob ich morgen da Führungskräfte schulen kann. Und hab mich dann erst schlafen gelegt. Man konnte also da im ICE schlafen, Aufenthaltszüge haben sie das genannt. Also ich und tausende andere Reisende. War alles friedlich, man hat sich so dem Schicksal ergeben und dann morgens um drei dachte ich mir, er gibt mich jetzt nicht meinem Schicksal. Ich gucke mal, ob ich jetzt mit dem Taxi weiterkomme. Habe mich ins Taxi gesetzt und bin dann mit dem Taxi von Kassel nach Göttingen gefahren und zum Glück ging es da dann mit Regionalzügen zumindest weiter, so dass ich dann morgens um 8 im Hotel in Hamburg angekommen bin und um 9 im Seminarraum des Konzerns stand. Und eigentlich ja total beschissen ohne Schlaf jetzt eine Weiterbildung zu machen. Da war ich dann total glücklich beseelt, dass ich diesem Schicksal ein Schnippchen geschlagen habe und mein Glück quasi hier am eigenen Schopf genommen habe. Und dann war das echt ein toller Tag. Ohne Schlaf und trotzdem cool. Das Ergebnis zählt. Das ist echt krass, so die Performance. Top performt, Michael. Du kannst dir nicht erahnen, dass du nachts noch mit tausenden anderen im Zug gepennt hast. Genau. Und dann trotzdem in den Hammer reingekommen. Das hat mich sehr besehen. Hammer. Wie war es bei dir? Was hast du erlebt? Gab es auch Katastrophen? Yes, es gab tatsächlich eine Katastrophe. Ich habe mein Portemonnaie verloren. Schrägstich. Vielleicht wurde es mir auch geklaut. Ich bin nicht ganz sicher. Oder jemand hat die Gelegenheit genutzt, als es rausgefallen ist, zwischen Einkauf und Parkplatz. Ich fand erstaunlich ein paar Erkenntnisse daraus. Also die erste ist, ich bin saufroh gewesen, dass nicht mein Handy war. Und ich denke so, das war doch vor 20 Jahren komplett andersrum. Da hätten wir auf jeden Fall gedacht, Portemonnaie ist Horror und Handy haben wir ja noch nicht lange gehabt, kann ja auch ohne. So inzwischen bin ich echt froh, mein Handy hatte ich noch, Portemonnaie war weg. Und das zweite war, es waren ja wirklich alle Karten drin, also einmal alles, auch Krankenkassenkarten von der gesamten Familie und Perso, Führerschein, einmal alles. Und es war schon toll, ich konnte schon direkt die ganzen Kreditkarten konnte ich vorläufig sperren online. Das ging schon mal, das habe ich dann gleich gemacht. Da war ja noch die Hoffnung, es taucht wieder auf. Samstag habe ich dann einen Anruf von der Polizei bekommen, dass mein Perso in St. Georg gefunden wurde. Das ist so wirklich ungefähr die komplett andere Richtung in Hamburg. Das ist relativ weit weg, da bin ich auch sonst nie. Also hatte schon eine Reise gemacht, dann habe ich mich ein bisschen damit abgefunden. Es taucht wahrscheinlich nicht wieder auf. Und dann konnte ich tatsächlich fast alles online einfach neu beantragen. Also in dem Fall wirklich mal schöne neue Welt, weil bis auf Führerschein und Perso alles einfach online ging mit wenigen Klicks, komplett unkompliziert und wenig Aufwand dahinter. Also auch wieder richtig Glück im Unglück gehabt. Und tatsächlich auch der perfekte Brückenschlag zum heutigen Thema. Es geht alles online, hast du gesagt. Geht denn auch im Coaching alles online? Ja, heute sprechen wir über Coaching-Plattformen. Wir hatten das Thema schon einmal mit unserem lieben Gast, dem Harald Geisler, aufgegriffen. Wir haben aber auch die Coaching-Plattformen ja in unserer Studie abgefragt und wollten heute nochmal eine Folge diesem Thema, diesem wichtigen Thema, Fragezeichen, widmen. Genau, Fragezeichen, weil es ist ja nicht so ganz klar, wie wichtig das Thema ist. Alle reden drüber, ein populäres Thema auch in der Berichterstattung, in der Presse, in Medien. Da wird über Startups gesprochen, die den Coaching-Markt so richtig umdrehen würden. Coaching würde revolutioniert werden. Die Plattform-Relevanz scheint immens zu sein. Tatsächlich rufen Startups auch immense Marktkapitalisierung auf. Da wird also gerne rein investiert. Aber ist das jetzt wirklich nur ein Hype oder ist da wirklich auch real was dahinter? Das war ja so die Frage. Ja und die erste Frage, die sich ja stellt ist, Coaching-Plattformen, Was ist das überhaupt? Also worüber reden wir, wenn wir über Coaching-Plattformen sprechen? Genau, denn was wir da auch wahrgenommen haben, ist, dass da kein so richtig klares, begriffliches Verständnis da ist, obwohl es eigentlich gar nicht schwer ist, zu definieren, was Coaching-Plattformen sind oder allgemein Plattform-Märkte. Die Plattform-Ökonomie ist ja ein relativ populäres Thema, nicht nur im Coaching, sondern ganz generell in der Wirtschaft. Und eine digitale Plattform ist letztlich nichts anderes als ein digitaler Marktplatz. Also sowas wie Amazon, Ebay zum Beispiel. Und natürlich im Coaching wird hier über diesen Marktplatz versucht, eben Anbieter und Nachfrager zusammenzubringen. Also Coaches und Coaches oder Klienten werden gematcht. Es gibt ja diese reinen Listungsplattformen, sag ich jetzt mal vorsichtig, wo Coaches aufgeführt werden, wo Klientinnen vielleicht mit Coaches gematcht werden. Es gibt ja aber auch jene Plattformen, auf denen selbst die Coachingdienstleistung dann stattfindet. Genau, das erste ist dann quasi Tinder für Coaching. Also, ein bisschen überspitzt formuliert. Und das Zweite wäre tatsächlich jetzt eine Plattform, wo du nicht nur gematcht wirst und deinen Partner oder deinen Coach das Leben findest, sondern wo auch das Coaching dann auf der Plattform stattfindet. Und das ist natürlich dann eine Form auch, die vielleicht in die Coaching-Inhalte und in die Form des Coachings eingreift. Wir hatten ja da mal auch von diesen Coaching-to-go oder Burger King-Coaching-Formaten gesprochen. Auf solchen Plattformen werden auch nicht nur dann eben solche schnellen Tipps und konkreten Ratschläge gegeben, wo es dann eigentlich gar nicht um Coaching geht, sondern eher so um Kurzberatung, um Kurztipp geben. Das ist eine Variante davon. Vielleicht, um es nochmal einzuordnen, weil mir fällt sofort spontan die Rauencoach Datenbank ein und die gibt es ja schon gefühlt ewig. Also wenn wir sagen, auch das ist eine Plattformlösung, weil da sind Leute gelistet und werden aufgeführt, dann gibt es die ja schon recht lange und die ist meines Erachtens auch im Markt etabliert und wird gut und gerne auch genutzt. Absolut, ein seit langem bewährtes Tool, eine Verbandsplattform. Es gibt auch noch andere in dieser Art, Let's Find Experts zum Beispiel. Da geht es wirklich um die Vermittlung und sowas gibt es ja schon sehr lange. Und da glaube ich, da haben solche Vermittlungsplattformen, wenn sie den guten Such- und Find-Algorithmen offenbaren und haben, dann haben die da auch, glaube ich, eine wichtige Funktion und machen das Finden eines guten Coaches sicherlich auch effizienter. Ja, was in letzter Zeit allerdings an Bedeutung zu gewinnen scheint, ich formuliere das noch ganz vorsichtig, du merkst schon, ich habe ein bisschen Glatteis-Gefühle dabei. Du recht. Sind die Coaching-Plattformen, auf denen die Dienstleistung selbst auch stattfindet. Digitales Coaching. Welche Relevanz die haben, meinst du? Ja, welche Relevanz die haben. Wir haben ja gefragt, also wir haben ja sowohl die Coaches als auch die potenziellen KundInnen gefragt, nutzt ihr Coaching-Plattformen? Genau, und tatsächlich war, also da haben wir tatsächlich ein ambivalentes Bild. Das ist, glaube ich, dieses Club-Ace, was du gerade meintest. Klapper ist, was du gerade meintest. Da haben wir zunächst mal festgestellt in der Studie, dass gerade mal 17 Prozent der Coaches und noch weniger, nämlich gerade mal 13 Prozent der Unternehmen oder der Personal aus den Unternehmen angegeben haben, dass sie diese Coaching-Plattform nutzen, wo halt auch das Coaching auf der Plattform stattfindet. Und das ja erstmal gefühlt wenig. Und wir haben auch nach Umsätzen über die Plattformen gefragt und solche Dinge. Da waren eben die wenigen, die das nutzen, die dann mit steigenden Zahlen geantwortet haben. Also gesagt haben, ja in den letzten Jahren ist der Umsatz da auch gravierend gestiegen, aber es blieb dabei. In Summe waren das nicht sehr viele Leute unter 20 Prozent, weit unter 20 Prozent, die gesagt haben, ja machen wir. Das ist richtig und Da kann man jetzt sagen, knapp unter 20 Prozent, also knapp ein Fünftel, ist das jetzt schon viel oder noch wenig? Das ist jetzt Auslegungssache. Aber vielleicht mal konkret mal einen Namen erfragt. Welches sind denn so die populären Plattformen, wo denn auch Coaching auf der Plattform angeboten wird. Kennt man ein paar Namen? Ja, wer Sharp ist, ist glaube ich recht bekannt inzwischen. Haufe Coaching, CoachHub, Kai. Wir hatten ja auch die Gründerin von Kai in unseren ExpertInnen-Runden dabei. Genau, BettaCoach glaube ich noch. Und auch da muss man ja sagen, also klar einige Startups, die neu sind, aber HovelCoaching ist ja auch ein seit Jahren etablierter Player im Markt. Aber insgesamt, also auch wenn die herausragend genannt wurden, waren die Anteile derjenigen, die gesagt haben, ich coache auf diesen Plattformen, doch noch sehr gering, so im niedrigen einstelligen Bereich. Ich finde das deswegen auch spannend, weil wir haben ja nach den treibenden Wettbewerbsfaktoren gefragt. Und da haben ja die meisten gesagt, einer der wichtigsten Wettbewerbsfaktoren wird eine Digitalisierung der Coaching-Formate sein. Und ich erinnere mich gut, was Harald Geisler gesagt hat, dass wir, wenn wir von Digitalisierung sprechen, eben nicht nur davon sprechen, dieses 1 zu 1 Coaching in Person einfach auf Video Call, Zoom Coaching oder wie auch immer zu übertragen, sondern dass es da eben viel mehr gibt. Damals war dann auch von Avataren die Rede und so weiter. Und das finde ich eben spannend. Also auf der einen Seite diese Ergebnisse, es nutzen jetzt extrem wenige, verzeichnen steigende Umsätze, also ganz klar so ein Umsatztrend. Auf der anderen Seite ist es einer der wichtigen Wettbewerbsfaktoren, jedenfalls für die Teilnehmenden unserer Studien. Ja, tatsächlich, man muss auch mal was Positives zu diesen Plattformen sagen. Ich denke, das haben auch viele in der Studie so bestätigt, auch in den Fokusgruppen, Coaching über so eine Plattform zu buchen, egal ob jetzt aus Sicht der Unternehmen oder aus Sicht einer Privatperson, das ist niedrigschwelliger, als vielleicht persönlich auf den Couch zuzugehen. Also die Einstiegshürde von Coaching ist über eine Plattform sicherlich geringer. Kann man ja auch positiv interpretieren, im Sinne von da werden auch Klienten dem Thema oder dem Format zugeführt, die sich ansonsten vielleicht auch nicht couchen lassen würden. Also das muss man auch sagen. Die Transaktionskosten, würde der Ökonom sagen, sind auf so einer Plattform deutlich geringer als jetzt vielleicht im klassischen Anbahnungsversuch mit Coaches im Persönlichen. Und um mal aus einer Organisationssicht rauszusprechen, ich habe mir ja ein paar dieser Plattformen jetzt im Vorfeld auch zu unserer Aufnahme nochmal angeschaut und die haben ja häufig auch nicht nur Business Coaching als Dienstleistung, sondern unter anderem auch Führungskräftetrainings oder auch ganz arg im Bereich Transformations- und Change-Management sind, die auch ordentlich unterwegs und aus Organisationssicht ist das natürlich auch super, so eine Art Full-Service-Anbieter, eine Plattform für all diese Dienstleistungen, die ich irgendwie als Organisation brauche. Aber das matcht ja auch mit meinem kritischen Kommentar von vorhin. Solche Plattformen bieten eben nicht nur Coaching, die bieten auch andere hochwertige Formate wie Beratung, Veränderungsreflexion, aber halt auch niedrigschwellige Formate wie reines Tipps geben oder schnelle Beratung. Coaching to go. Was ich mich immer gefragt habe und was ich noch nicht rausgefunden habe, ist, wer steckt so dahinter? Also bei Kai ist das klar, dass es ja selbst eine Frau, die Coach ist, die voll in der Szene ist, voll im Markt etabliert. So, bei anderen Coaching-Plattformen, und das habe ich ja bis jetzt noch nicht rausgefunden, aber ist schon das Fragezeichen so, wer macht das? Sind das Leute, die sich mit diesem Markt auskennen? Sind die in Deutschland angesiedelt oder in anderen Ländern? Also sehr wahrscheinlich ist es ja dann auch international. Ja, tatsächlich, wenn man mal die Startups sich anguckt, es gibt natürlich genuin deutsche Startups, es gibt aber auch Startups, die eigentlich im angelsächsischen Raum begonnen haben und jetzt natürlich auch als born global Player, also Unternehmen, was sofort weltweit seine Dienste anbietet, natürlich auch nach Deutschland eindringen. Was auf alle Fälle bei diesen Startups interessant ist, ist, die versuchen, weil ja der Name noch nicht bekannt ist, sich immer auch mit bekannten Partnern auch zusammenzutun, Also mit Institutionen, die auch eine Reputation haben. Manche kooperieren mit Universitäten, manche mit renommierten Instituten, manche mit renommierten Einzelcoaches. Das ist so ein klassisches Muster, so ein Signaling-Effekt, den man da sucht, durch die Kooperation mit jemandem Bekannten da auch Reputationszuwachs zu gewinnen. Ist das für Deutschland jetzt so, dass neben diesen ganzen bunten, diversen Coaching-Anbietern, die es ja gibt, weil es ja viel Einzelanbieter auch sind, jetzt so unfassbar viele diverse, bunte Coaching-Plattformen auf dem Markt aufpoppen? Weil ich habe auch so gelesen, dass es eben auch noch sehr schnelllebig ist im jetzigen zustand Dass die hochkommen dann klappt das nicht oder doch dann etablieren die sich oder eben auch nicht dann sind die wieder weg Also da darf ich mal ganz kurz meine meine Brille wechseln und mal nicht als Coaching-Experte sprechen, sondern oder als Experte für den Coaching-Markt, sondern als Start-up-Experte und Innovationsforscher. Tatsächlich, wenn so neue technologische Trends aufkommen, so in frühen Produkt- oder Technologielebenszyklus-Phasen, hast du da eine hohe Dynamik. Es kommen viele Player und es gehen aber auch wieder viele Player und irgendwann, wenn der Markt so richtig in die Wachstumsphase eintritt, dann verdichten sich dann auch so die Akteure, die dann auch längerfristig im Markt bleiben. Also da sehen wir, glaube ich, im Moment einfach eine starke Fluktuation, aber das ist ganz normal in so Frühphasen. Und ist das so, wenn ich jetzt den Experten, den Start-up- und Innovationsexperten mal, Innovationsforscher befragen kann, ist das dann so das klassische deutsche Stigma, dass vielleicht deswegen so wenig Leute Coaching-Plattformen nutzen, weil die Deutschen generell die Technologieakzeptanz nicht haben oder neuen Technologien gegenüber kritisch gesinnt sind? Ja, Stigma ist ein gut gewählter Begriff. Tatsächlich, da triffst du voll ins Schwarze. Das ist, ich will sagen, Vorurteil. Also Deutschlands, die Deutschen, auch deutsche Coaches oder Klienten sind per se nicht technikfeindlich oder haben ein Problem mit Digitalisierung. Das wird gerne immer unterstellt, gerade auch so in populärwissenschaftlichen Medien, aber wissenschaftliche Studien belegen das nicht. Es gibt so ein paar Technologiefelder wie Gentechnik, Atomkraft, da ist die Bevölkerung ablehnend, aber ansonsten sind wir Deutschen neuen Technologien gegenüber genauso aufgeschlossen, wie andere Länder auch, zum Teil noch mehr. Also daran liegt es nicht. Das kann ich als Wissenschaftler so sagen. Die Frage ist, woran es liegt. Genau, bleibt eben die Frage und das hatten wir uns ja auch in der Auszeichnung der Daten gestellt. Weil gefühlt kann es jetzt in beide Richtungen gehen. Es kann so die Entwicklung sein, das etabliert sich, das wird was wichtiges, was großes oder das war eine Bubble und geht jetzt platzt und ist dann auch weg vom Markt, wobei das finde ich kaum vorstellbar. Also ich habe eine These, woran es liegen könnte, dass in Deutschland im Vergleich zu anderen entwickelten Volkswirtschaften oder auch Entwicklungsländern, das Plattformthema noch keine so eine große Rolle spielt. 17 Prozent der Coaches haben gesagt, nur 17 Prozent der Coaches haben gesagt, dass sie das machen. Das ist wenig. Warum ist das so? Ich glaube, die zentrale oder eine zentrale Begründung ist, dass wir in Deutschland eine sehr außergewöhnliche Markenstruktur haben. In Deutschland dominiert nach wie vor noch der Einzelanbieter oder der vernetzte Einzelanbieter und ich glaube, da ist eine gewisse Hemmschwelle gegeben, dann sich als einzelner Anbieter in die Fängen oder in den Schoß einer Plattform zu begeben. So gefühlt auch Verlust von Unabhängigkeit. Also das ist auch ein Wandel im Geschäftsmodell. Und ich glaube, das könnte eine zentrale Ursache sein. Diese Marktstruktur der Einzelanbieter, die da vielleicht sich nicht in die Kooperation mit Coaching-Plattformen wagen oder da vielleicht noch gewisse Berührungsängste haben. Und das ist in anderen Ländern einfach anders. Da haben wir eine sehr viel größere Konzentration. Und spätestens jetzt, und das finde ich schön, dass du es gesagt hast, es ist in anderen Ländern anders, können wir eigentlich nicht diese Grenze, wir gucken auf den deutschsprachigen Kotimag, aufrecht erhalten. Spätestens jetzt müssen wir ja auch mal schauen, was passiert so links und rechts neben uns. Genau, weil das Thema Digitalisierung ist natürlich per se ein Thema, was global angesiedelt ist. Das kennt keine nationalstaatlichen Grenzen. Und auch vorhin die Start-ups, die wir angesprochen haben, die ja jetzt auch in den deutschen Markt eindringen, die kommen ja auch aus dem Ausland. Also da haben wir schon einen Internationalisierungsschub. Also deswegen mal der Blick über den Teilerrand raus. Du hast ja mal recherchiert. Ich habe mal recherchiert. Das ist jetzt ein erster Schnellschuss. Internetrecherche. Du weißt auch, warum. Weil mich schon länger interessiert, im Rahmen meiner Promotion mal ein Paper dazu zu machen und da auch mal zu vergleichen, wie sieht es denn aus im deutschsprachigen Raum, aber dann auch im Vergleich zu anderen Ländern. Und ich habe mal geguckt, wie ist zum Beispiel Business Coaching in China? Das fand ich total interessant. Wie hast du es genannt? Also die Kulturunterschiede? Also Business Coaching in China, da muss ich kurz schmunzeln, weil für mich ist Coaching ganz stark auch mit dem westlichen Kulturraum verbunden. Es ist ein Format, was individuell zentriert ist und individuelle Selbstreflexion mit sich bringt. Und in China, jetzt kommt der Begriff, in China haben wir eigentlich einen sehr stark kollektivistisch geprägten Kulturkreis, wo Leute nicht per se individualistisch denken, sondern sich eher über die Gruppe, über den größeren Kontext definieren. Und so frage ich mich, ist Coaching eigentlich ein Format, was diesen Kulturkreis auch irgendwie beglücken kann oder zu dem Kulturkreis passt? Also tatsächlich, was ich bisher herausgefunden habe, ist, dass es da wachsende Bedeutung hat, das Coaching. Und zwar nicht nur in Gruppen, sondern auch das individuelle Coaching, so wie wir es sehen, allerdings vermehrt bei Führungskräften und dass in China absolut chinesische Coaches bevorzugt werden. Und ich glaube, das ist tatsächlich so, weil es so spezifisch ist, wie das Business da funktioniert, was da auch an Organisationskultur und auch Länderkultur dahinter steckt, dass eben das nicht zugetraut wird, ich sage mal, anderen Coaches aus anderen Ländern. Finde ich spannend, was du da rausgefunden hast, weil es gibt ja durchaus Parallelen zu Deutschland, aber auch Unterschiede. Also, dass man in China vor allem chinesische Coaches nutzt, das ist ja nicht unendlich zu Deutschland. Hier werden ja auch bevorzugt deutsche Coaches genutzt. Also, das hat ja die Studie auch gezeigt. Also, das ist ja gleich, aber dass in China das Coaching primär für die oberen Führungskräfte eingesetzt wird. Das hat sich in Deutschland gewandelt. Also Coaching wird ja in Deutschland auch bis runter auf mittlere, untere Führungskräfte-Ebenen bis hin zu Fachkräfte-Ebenen angeboten. Und das hat, glaube ich, auch was mit der deutschen Kultur zu tun, so Partizipation am Arbeitsplatz, Mitbestimmung, demokratische Führungsstile. Ich glaube, das ist vielleicht auch nochmal ein Unterschied zu China. Spannend. Ich habe mir auch Indien angeschaut. Ich habe von Indien was herausgefunden und das fand ich auch super. Fast so ein bisschen wie so ein Fun Fact, weil die Coaches in Indien, für die es ist vollkommen normal und es gibt speziell Business Coaches, dass die auch im Live Coaching Bereich tätig sind. Das heißt, dass sie auch für jeden Live Coaching Bereich sozusagen Rede und Antwort stellen können. Das ist nicht nur seitens der Coaches normal, es wird auch erwartet. Also an den Business-Coach wird auch die Erwartung gestellt, dass dieser jedwede, jedwedes Anliegen im Bereich Live-Coaching irgendwie erfüllen kann und bedienen kann. Wäre mal interessant so zu recherchieren, welche kuriosen Live-Coaching-Formate es in Indien gibt. Coaching für die Wiedergeburt oder Coaching für die gerade Wiedergeborenen. Ich finde sowieso das ganze Thema, das weißt du ja, reizt mich schon länger, das mal wissenschaftlich anzugehen. Das ist ja jetzt hier nur so ein erster Online-Recherche-Schnellschuss. Das sei dazu gesagt. Also über die Validität kann ich noch keine Aussage hier treffen an der Stelle. Wie ist es denn im angelsächsischen Raum? Großbritannien habe ich hier auf der Liste. Aber bevor ich mit Großbritannien anfange, würde ich dich nochmal fragen und die Frage mal an dich zurückspielen, weil ich weiß, dass du dich ein bisschen auskennst im amerikanischen Bereich. Wie ist es da? Ja, tatsächlich, das ist auch nochmal so eine kleine Brücke nochmal zum vorherigen Thema. Warum ist denn in den USA oder Nordamerika generell, warum ist da die Marktdurchstimmung von digitalen Plattformen ungleich höher als in Deutschland jetzt? Und das liegt glaube ich unter anderem auch daran, Stichwort Marktstruktur, dass wir in den USA eine sehr viel höhere Konzentration der Anbieter haben. Wir haben dort eben nicht die klassisch vernetzten Einzelanbieter oder Einzelagierenden Coaches, sondern in den USA haben wir tatsächlich Personalberatungsunternehmen. Da gibt es die Big 5, nennt man sie auch, Corn Ferry, Spencer Stewart, Egon Zander, Russell Reynolds, Heidrick & Struggles, die hier bedeutende Markteinzahler einfach im Executive Coaching für sich vereinnahmt haben und die natürlich auch das Plattformthema stark forcieren. Das ist sicherlich nochmal ein ganz zentraler Unterschied auch zu der deutschen Marktstruktur. Was ich noch rausgefunden habe zu Amerika war, dass hier auch nicht nur Organisationen Business Coaching buchen für ihre Führungskräfte oder auch Manager, sondern auch Einzelleute viel in Coaching investieren, also um selbst ihre Karriere, also wir sprechen immer noch von Business Coaching, voranzutreiben. Ist das in Deutschland auch so? Gute Frage. Erneut Glatteis, weil wir haben hier keine belastbaren Zahlen. Also nur um es klar zu stellen, wir definieren Business Coaching nicht nur über die Unternehmen, die Coaching nachfragen, sondern auch wenn eine Privatperson Coaching für berufliche Anlässe bucht, ist das Business Coaching. Und es wird auch in Deutschland gemacht, aber Wir haben da nur so anekdotische Einblicke. Wir können jetzt nicht sagen, wie viel Prozent des Business Coaching Marktes entfällt auf Unternehmensnachfrage und wie viel auf Nachfrage durch Einzelpersonen. Wäre, glaube ich, ein wichtiger Punkt für die nächste Studie. Habe ich mit erklärt? Ja, genau, ich wollte gerade sagen, ist notiert. Ja, aber wo wir beim angesächsischen Raum sind, ist auch Großbritannien relevant. Und hier habe ich herausgefunden, dass die doch sehr arg die Zertifizierung und so die Qualitätssicherung vorantreiben dort im Coaching-Markt. Und dass das vor allen Dingen Verbände sind, die dahinter stecken, die da ein großes Interesse haben, das Thema voranzubringen. Genannt wurden Association for Coaching und die International Coach Federation. Das heißt, wir haben in Großbritannien eine deutlich höhere Konzentration seitens der Verbände, was offensichtlich dann auch zu mehr Effekt durch die Verbände führt. Yes, und spannend, weil ich schon das Gefühl habe, dass die Tendenz ist hier auch, dass wir uns das wünschen. Wir wünschen uns ja diese Qualifizierung oder sagen wir mal einheitliche Standards, wünschen uns ja hier auch. Da wäre es ja neidigend, dass wir uns mit diesem Thema mal vertieft beschäftigen und vielleicht auch mal jemanden einladen von dieser International Coach Federation. Ja, vielleicht eine Gästin, die beim nächsten Podcast mit uns spricht. Wir haben so ein bisschen wieder Glück, wo wir damit angefangen hatten, diese Podcast-Folge mit unserem Glück im Unglück. Das wäre der Bogen zu Beginn. Ja, weil wir haben Glück. Wir haben ja eine Gästin in der nächsten Folge, die sehr gute Insights teilen kann zur International Coach Federation mit uns und auch insgesamt zur Verbandsaktivität, denke ich, im deutschen Raum. Das ist ja auch nochmal eine Besonderheit, um das auch nochmal anklingen zu lassen zum Schluss, dass wir hier in Deutschland diese oder in deutschsprachigen Raum, Österreich, die Schweiz, mit eingeschlossen, dass wir hier so eine unglaublich hohe Verbandsvielfalt haben. Es gibt zwar ein paar wenige, die einen hohen Markteinteil haben, aber es gibt natürlich darüber hinaus auch noch viel, viel andere, die sich da auf bestimmte thematische Nischen auch konzentriert haben und das hat sich in den letzten Jahren überhaupt nicht verändert. Und die Frage ist, ist das gut, diese Vielfalt, oder hindert es nicht auch so ein bisschen die Entwicklung des Coaching-Marktes? Jetzt, wo du eben aus Großbritannien berichtet hast, könnte man auch davon ausgehen, dass das ja auch vielleicht eine gewisse Blockade sein könnte. Insofern unfassbar spannend. Ich bin schon ganz gespannt, das mit der Expertin zu diskutieren. Ja, und du sagtest, es hat sich nicht so verändert, aber tatsächlich ist es ja so, die Tendenz ist eher steigend. Also wir haben eine unfassbar hohe Anzahl an Verbänden und Tendenz steigend, weil eben auch internationale Verbände mehr als als Player auf dem deutschsprachigen Raummarkt aktiv werden. Genau, man denkt immer jetzt müsste aber der Peak erreicht sein, es werden immer mehr. Ja, es werden immer mehr. Also das heißt, wir müssen dieses Thema unbedingt noch mal besprechen. Und in der nächsten Folge geht es also um die Coaching-Verbände und wir haben wieder einen tollen Gast. Bis dahin wünsche ich dir, dass du nichts mehr verlierst. Behalte den Geldbeutel an dir und ich bleibe trocken. Ja, ich wollte gerade sagen, du sollst nicht ab. Das ist gut, Michael. Mach's gut. Einen Gruß nach Hamburg. Bis dann. Tschüss.

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2024 - Carmen Wegner, Prof.Dr.Michael Stephan, Weberberg Recording Studio